Drei Schwestern gründen Kapua & starten Crowdfunding für nachhaltige Hanf-Bettwäsche

Maxi Knust

Die drei Schwestern Nadja, Natalia und Helena wollen eine Naturtextilie wiederbeleben, die in unseren Breitengraden einst zu den häufigsten Textilien zählte: Hanfstoff. Denn wir verbringen etwa 1/3 ​unseres Lebens mit Schlaf und damit im direkten Kontakt mit unserer Bettwäsche. Doch selbst die Herstellung von Baumwolle wird mittlerweile kritisch betrachtet: Einsatz von Pestiziden, hoher Wasserverbrauch und Ausbeutung der Arbeiter, meist sogar Kindern. Das wollen die drei Gründerinnen ändern und​ mit ihrem Startup Kapua eine echt Alternative bieten. ​Dafür starten sie nun auch eine Startnext-Crowdfunding Kampagne. Erfahre in diesem FEMPRENEUR Interview mehr über die Gründungsphase, nachhaltige Naturmaterialien und ganz praktische Tipps zum Crowdfunding.

Kapua ist ein frisch gegründetes Startup, das eine Bettwäschekollektion aus der Naturfaser Hanf anbietet. Eine tolle Idee! Könnt ihr kurz beschreiben, was eure große Motivation und Inspiration war? Und wie sieht euer Produkt genau aus?

Was uns als Geschwistertrio besonders eint, ist die Liebe zur Natur. Sie ist unsere größte Inspirationsquelle. Ein achtsamer Umgang mit ihr ist uns sehr wichtig.

Was uns als Geschwistertrio besonders eint, ist die Liebe zur Natur.

Die Idee nachhaltige Bettwäsche und in Zukunft auch andere Wohntextilien produzieren zu lassen ist der Tatsache geschuldet, dass wir selbst Nachhaltigkeit in viele Lebenslagen integrieren wollten, also auch in unser Zuhause. Während es in der Fashion-Industrie langsam Alternativen zur schnelllebigen, billig hergestellten Kleidung gibt, sind wir in der Heimtextilbranche nicht fündig geworden.

Und eine Prämisse haben wir uns gesetzt: Baumwolle geht gar nicht. Es muss eine Alternative zu konventioneller Baumwolle geben. Denn die Umweltschäden, die sie verursacht sind massiv.

Die Bettwäsche ist langlebig und das soll auch bei dem Design so sein.

Für unsere erste Kollektion wird ein leichter Stoff aus 100% Hanffasern verwendet. Und das Besondere ist: auch Knöpfe und Nähfaden sind aus Naturmaterialien gefertigt. Die Bettwäsche ist langlebig und das soll auch bei dem Design so sein. Die unifarbene Bettwäsche ist elegant und zeitlos und passt zu verschiedenen Einrichtungsstilen: vom modernen, minimalistischen Lifestyle bis hin zum traditionellen Landhausstil.

Was begeistert euch an dem Stoff Hanf? Warum ist er besser​ bzw. nachhaltiger als andere Materialien wie bspw. Baumwolle?

Hanf ist für uns das Supertalent unter den Fasern. Es überzeugen uns einerseits die positiven Trageeigenschaften. Hanftextilien sind z.B thermoregulierend. Sie wärmen im Winter und kühlen im Sommer. Sie nehmen viel Flüssigkeit auf und trocknen auch wieder schnell. Sie sind antistatisch, antibakteriell und resistent gegen Milben. Das alles spricht für Bettwäsche aus diesem Material.

Hanf ist für uns das Supertalent unter den Fasern.

Aber was uns auch wichtig ist, ist die Tatsache, dass es einen viel kleineren ökologischen Fußabdruck als z.B Baumwolle hat.

Nutzhanfpflanzen sind sehr anpassungsfähige Pflanzen. Sie können fast überall wachsen, also auch hier in Europa. Hanf wächst ganz natürlich ohne Pestizide und mit viel geringerem Wasserverbrauch als Baumwolle. Und Hanftextilien zeichnen sich durch ihre Robustheit aus, was sie zu einem langlebigen Produkt macht.

Baumwolle dagegen hat viele Schattenseiten: Der Pestizideinsatz ist extrem hoch und es braucht viel künstliche Bewässerung. Große Anbaugebiete sind Indien und Usbekistan, wo man von vielen Menschenrechtsverletzungen hört, meist aufgrund der Handarbeit im Anbau und der Ernte von Baumwolle – eine solche Industrie wollen wir nicht unterstützen.

Mit eurer Kollektion bringt ihr einen Gegenentwurf zur Fast-Fashion-Industrie, der sogenannten Slow Fashion Industrie. Warum sind Alternativen so wichtig und welche Vorteile bringt dies auch für die Kunden?

Fast Fashion bedeutet viel und günstig konsumieren ohne den Blick auf die Arbeitsbedingungen, der im Herstellungsprozess beteiligten Arbeiter und auf die Umwelt zu werfen. Aber das bedeutet Ausbeutung von Mensch und Natur. Es ist unserer Meinung nach unumgänglich Alternativen dazu zu haben. Denn es sind, wie wir, viele Menschen nicht mehr bereit diese Bedingungen so hinzunehmen.

Wir bieten dem Kunden die Möglichkeit verantwortungsbewusst und qualitativ einzukaufen. Wir sind transparent und wir bieten ein schönes, zeitloses und langlebiges Produkt an.

Könnt ihr uns einen Einblick in eure Start-Phase geben?! Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Produkt gebraucht? Welche Hürden und Herausforderungen, gab es beim Sourcing der Materialien und Produktherstellung?

Ende 2017 haben wir den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Wir wussten aber noch nicht genau, in welche Richtung es gehen soll. Wir wollten nachhaltige, faire, plastikfreie und schöne Bettwäsche kreieren. Nach vielen Recherchen hat uns das Material Hanf in seinen Bann gezogen, weil es alle Kriterien erfüll​t.

Besonders in Europa stecken der Anbau und die Verarbeitung von Hanf wegen des jahrzehntelangen Verbots noch in den Kinderschuhen.

Eine Hürde war es, einen Hersteller zu finden, der das Material in Überbreiten produzieren kann. Oft sind die Spinnereien und Webereien auf Baumwolle eingestellt. Besonders in Europa stecken der Anbau und die Verarbeitung von Hanf wegen des jahrzehntelangen Verbots noch in den Kinderschuhen.

Auch das Sourcing der Zutaten wie Garn und Knöpfe war eine Herausforderung, da wir auch hier auf Plastik verzichten wollten.

Und wir haben es geschafft! Unsere Bettwäsche kann nach unseren Vorstellungen in Portugal von einem GOTS zertifizierten Unternehmen hergestellt werden.

Ihr startet ab 09. Juli 2019 eure Crowdfunding Kampagne? Was ist euer Fundingziel und wofür braucht ihr die Anschubfinanzierung? Was bekommen eure Supporter dafür?

Unser erstes Fundingziel sind 12.000 Euro. Mit diesem Geld können wir die extrabreiten Mindestabnahmemengen des Stoffes einkaufen und die Bettwäsche produzieren lassen.

Unsere Supporter können sich aus drei verschiedenen Farben und Größen ihre Wunschbettwäsche aussuchen. Als kleineres Dankeschön gibt es auch Trockentücher für die Küche.

Wird das 2. Fundingziel von 25.000 Euro erreicht, können wir zwei weitere Farben anbietern und die Produktentwicklung eines weiteren Stoffes vorantreiben.

​Du möchtest die Gründerinnen mit einem kleinen Beitrag unterstützen oder bist auch so begeistert von dieser großartigen Bettwäsche aus Hanf? Dann kannst du diese während der Crowdfunding-Kampagne hier (09. Juli – 15. August 2019) günstiger bestellen.

Ihr seid drei Schwestern, die sich erstaunlich perfekt in ihrem Wissen und Fähigkeiten ergänzen. Könnt ihr jeweils was zu eurem Background erzählen und welche Talente und Fähigkeiten ihr jeweils mitbringt?

Nadja ist Bekleidungsingenieurin und versiert mit den Themen Qualität, Stoffarten und Schnittmuster/Nähtechnik. Sie ist treibende Kraft in der Produktentwicklung.

Natalia’s Passion liegt in der Natur. Als Ökologin liegt ihr Naturschutz und Nachhaltigkeit sehr am Herzen. Sie war maßgeblich beteiligt an der Entscheidung Nutzhanf in sein wohlverdientes Rampenlicht zu rücken.

Helen​a ist der Kreativkopf bei uns. Als Produktdesignerin beschäftigt sie sich vor allem mit Produktdetail, der Webseite oder Ideen zu Fotoshoots. Besonders im digitalen Teil des Start-Ups ​ist sie zu Hause, da ​sie aus der Ferne heraus mitarbeitet. Seit 2014 lebt ​sie nämlich in Neuseeland. Zum Glück gibt es dieser Tage Smartphones mit Chats und Videokonferenzen. Solche Tools lassen die Distanz kleiner erscheinen.

Bei so einer Kombination an Skills war es ja wirklich unser Schicksal, kapua zu gründen. Schade, dass wir nicht früher drauf gekommen sind!

Bei so einer Kombination an Skills war es ja wirklich unser Schicksal, kapua zu gründen.

Helena, du arbeitest von Neuseeland aus. Wie kam es dazu? Wie funktioniert die Teamarbeit ganz praktisch bei euch? Und welche Tipps hast du für Leute, die in einem anderen Land leben und unternehmerisch arbeiten wollen?

Das mit dem Auswandern ist bei mir einfach irgendwie so passiert! Mein Partner und ich sind für einen einjährigen Aufenthalt nach Neuseeland gegangen. Als das Jahr rum war, haben wir uns entschlossen zu verlängern, da uns der Lebensstil und die Naturverbundenheit gut gefallen hat. Die Entfernung zu meiner Familie war dabei immer das Schwierigste bei dieser Entscheidung. 

Das mit dem Auswandern ist bei mir einfach irgendwie so passiert!

Als sich die Idee zu kapua entwickelt hat, war das ehrlich gesagt richtig gut, um diese Distanz (zumindest in unseren Köpfen) zu schrumpfen. Ich würde sagen, dass unsere Arbeit sich wahrscheinlich gar nicht so viel von anderen Start-Ups unterscheidet. Wir arbeiten viel mit Cloud-basierten Apps, damit jeder Zugriff auf Dateien, Fotos etc. hat. Nur die Aufgabenaufteilung ist etwas strenger.

Ich übernehme viel digitales und Natalia und Nadja machen die Dinge, die vor Ort erledigt werden müssen. Als Tipp für Leute, die auch gerade in einem anderen Land leben, würde ich sagen, arbeitet daran ein gutes Team mit Mitgründern zu sein und viel zu kommunizieren. Ich würde euch auch raten, euch vor Ort zu vernetzen, auch wenn ihr euer Unternehmen in Deutschland habt. Der emotionale Rückhalt von anderen Gründern und das Feedback sind super hilfreich. 

Als Tipp für Leute, die auch gerade in einem anderen Land leben, würde ich sagen, arbeitet daran ein gutes Team mit Mitgründern zu sein und viel zu kommunizieren.

Was sind eure Gründerinnen-Tipps aus eurer ganz persönlichen Startup-Erfahrung?

Den wichtigsten Tipp, den wir geben können, ist sich möglichst schnell Kontakte aufzubauen. Sei es zu anderen Gründern und Unternehmern oder zu potentiellen Käufern, die schon frühzeitig ein Feedback geben können.

Und bleibt transparent und treu zu euch selbst. Besonders heutzutage im Zeitalter von Social Media will man sehen, wer hinter einem Label steckt. Das heißt auch, Dinge mal anders zu machen – fühl dich nicht unter Druck gesetzt, Sachen so anzugehen, wie du es bei anderen siehst. Der Weg zur Selbstständigkeit ist nicht vorgepflastert – und genau das ist das Schöne am Gründen!

Ansonsten glaubt an euch und eure Idee, auch wenn es mal Selbstzweifel-Tage gibt!

​Bildquelle: Nadja Schönefeld ​& Helena Teichrib

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