Von der Physiotherapeutin zur Concept-Store Inhaberin: Gabriele Glatz eröffnete in nur 2 Wochen mit „Himmelweit“ ihren eigenen Laden

Maxi Knust

Gabriele Glatz ist gelernte Physiotherapeutin. Als sie während des Bewerbungsprozesses für eine neue Stelle feststellte, dass sie ihre Zeit gerne frei einteilen möchte, entschied sie sich ihren eigenen Concept-Store „Himmelweit“ in Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, zu gründen. Dort bietet sie alles, außer Gewöhnliches an, u.a. auch Produkte von Startups, die nachhaltig und umweltschonend produzieren. In nur 2 Wochen eröffnete sie 2019 mit Unterstützung ihrer Familie ihren eigenen Laden. Zudem berichtet Gabriele im kürzlich erschienen Buch „Erfolg ist…“ auf Einladung von Bestsellerautor Hermann Scherer, was Erfolg für sie bedeutet und hat dies auch in diesem FEMPRENEUR Interview verraten. 

Interview mit Concept-Store Gründerin Gabriele Glatz

Gabriele, du bist gelernte Physiotherapeutin und hast viele Jahre in der Gesundheitsbranche gearbeitet. Wann und warum kam dir der Gedanke, mit einem Concept-Store in die Selbstständigkeit zu starten?

Mitte 2019 war ich kurz davor, eine neue Stelle als Physiotherapeutin anzutreten. Beim Bewerbungsverfahren gab es einmal mehr Diskussionen über die Arbeitszeiten.

In dieser Zeit ist mir klar geworden, dass ich meine Lebenszeit nicht mehr für ein Gehalt an Andere verkaufen möchte. Ich wollte meine Zeit selbst einteilen können.

Ich wollte meine Zeit selbst einteilen können.

Die Frage war natürlich: Möchte ich selbständig als Physiotherapeutin arbeiten? Aber ich wollte nicht mehr behandeln. Ich wollte mal nichts mehr mit Krankheiten zu tun haben. Es war einfach Zeit für etwas Neues.

In das Ladengeschäft direkt am Rottweiler Münster mit seinen alten Vitrinen und den großen Schaufenstern hatte ich mich schon lange verliebt.

Es reifte die Idee, einen Laden zu eröffnen, in dem ich alles, außer Gewöhnliches anbiete.

Schon seit einiger Zeit spielte ich mit dem Gedanken, ein Café zu eröffnen. Da die Vermieter jedoch im gleichen Haus wohnten, wollten diese keine Gastronomie im Haus haben. So reifte die Idee, einen Laden zu eröffnen, in dem ich alles, außer Gewöhnliches anbiete.

Du hast dich innerhalb von zwei Wochen rekordverdächtig schnell selbstständig gemacht – und das auch noch auf einem vollkommen anderen Gebiet als dein erlernter Beruf. Wie hast du das geschafft? 

Viele meiner Vorfahren waren selbständige Unternehmer, sei es als Landwirte, Bauunternehmer oder Ladenbesitzer. Ganz fremd war mir die Materie also nicht.

Nachdem ich Mitte November 2019 den Mietvertrag unterschrieben hatte, war klar, dass wir im Weihnachtsgeschäft 2019 präsent sein mussten.

Es ist erstaunlich, was innerhalb von nur 2 Wochen möglich ist.

Dann hieß es ranklotzen: Gewerbe anmelden, Logo erstellen, renovieren und Waren beschaffen. Es ist erstaunlich, was innerhalb von nur 2 Wochen möglich ist. Natürlich ging das alles nur mit Unterstützung meiner ganzen Familie, die mir tatkräftig zur Seite stand.

Am 7. Dezember 2019 - übrigens unser Hochzeitstag – haben wir dann geöffnet. Es war nicht alles perfekt. Nicht alle Artikel waren rechtzeitig eingetroffen. Auch das Angebot war recht überschaubar.

Aber „Himmelweit“ war da, die Waren konnten in den urigen Schränken und auf der Marmortheke wunderbar präsentiert werden. Und die Leute kamen, waren neugierig und begeistert vom besonderen Angebot meines modernen Gemischtwarenladens. „So ein Laden hat in Rottweil noch gefehlt“, war nur eine der ermutigenden Rückmeldungen.

Wie hat dein Umfeld auf deine 180-Grad-Drehung reagiert? Und hast du ein paar Tipps für andere FEMPRENEURs, wie sie selbstbewusst für ihren eigenen Weg und ihr Herzensprojekt einstehen können? 

Begeistert, erschrocken, imponiert. Die Bandbreite der Reaktionen war sehr groß. Für mich selbst war es interessanterweise gar keine 180-Grad-Drehung, da ich ein in mir schlummerndes Potential wiedererweckt hatte.

Ich bin immer noch Physiotherapeutin und habe auch für meine jetzigen Kunden den ein oder anderen Gesundheits-Tipp parat. Das ist ein Teil meiner Identität. Ich sehe mich mittlerweile als ganzheitliche Genussexpertin, die der Kundschaft Schönes und Gutes für Leib und Seele anbietet.

Ich sehe mich als ganzheitliche Genussexpertin, die der Kundschaft Schönes und Gutes für Leib und Seele anbietet.

Die große Hürde bestand für mich darin, einfach mal anzufangen, ohne vorher auf die perfekten Rahmenbedingungen zu warten. Ich bin zum Beispiel in der Zeit vor der Eröffnung nachts aufgewacht und mir ist siedend heiß eingefallen, dass ich eine Registrierkasse benötige.

Habe mir dann die halbe Nacht im Internet um die Ohren gehauen, um nach einer passenden Registrierkasse zu suchen. Um am nächsten Tag von meiner Steuerberaterin zu erfahren, dass ich solch eine Kasse am Anfang gar nicht benötige.

In dem im Oktober erschienenen Buch „Erfolg ist …“ hast du auch einen Beitrag zum Thema „Erfolg“ verfasst. Für wen ist das Buch gedacht – und wie definierst du Erfolg ganz persönlich für dich?

Erfolg hat viele verschiedene Facetten. Das Buch ist für alle gedacht, die daran interessiert sind, persönliche Erfolgsideen und -geschichten kennenzulernen und sich inspirieren zu lassen.

Erfolg heißt für mich nicht ausschließlich, wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Erfolg bedeutet für mich auch, die Talente, die ich geschenkt bekommen habe, zu nutzen. Damit anzufangen, was mir am Herzen liegt. Und das dann konsequent fortzuführen. 

Erfolg bedeutet für mich auch, die Talente, die ich geschenkt bekommen habe, zu nutzen.

Nicht nur für mich selbst, sondern auch, um anderen Menschen einen Mehrwert bieten zu können. Nicht nur über die Waren, die ich anbiete, sondern auch wie ich mit ihnen rede, wie ich mit ihnen als Kunden umgehe.

In Soziologie und Wirtschaftslehre beschreibt übrigens der sogenannte Matthäus-Effekt das Phänomen, dass sich aufgrund von klugen Entscheidungen und Taten in der Vergangenheit jetzt in der Gegenwart Erfolge einstellen.

Dein Concept-Store ist weit mehr als ein Geschäft zum Stöbern und Shoppen – er ist eine Inspirationsquelle, Anlaufpunkt für Austausch und Miteinander und erfüllt eine wichtige Vorbildfunktion. Was wünschst du dir, mit „Himmelweit“ zu erreichen – und gibt’s schon Pläne für die Zukunft? 

Ich möchte meinen Kunden eine Wohlfühlatmosphäre bieten, in der auch ein persönliches Gespräch Platz findet. Bei der Auswahl der Waren lege ich Wert darauf, Startup-Unternehmen zu unterstützen, die nachhaltig und umweltschonend herstellen.

Bei der Auswahl der Waren lege ich Wert darauf, Startup-Unternehmen zu unterstützen, die nachhaltig und umweltschonend herstellen.

Meine Lieferanten produzieren überwiegend in Deutschland oder Europa. Im „Himmelweit“ finden meine Kunden daher ein hochwertiges Angebot, das es nicht an jeder Straßenecke gibt. Das Angebot reicht von Bio-Kindermode und Spielsachen made in Germany über ausgewählte Feinkost bis hin zu kreativen Ideen. 

Im „Himmelweit“ finden meine Kunden ein hochwertiges Angebot, das es nicht an jeder Straßenecke gibt.

Nach dem ersten erfolgreichen Jahr ist es mein Wunsch für die Zukunft, dass sich das Konzept „Himmelweit“ weiter verbreitet. Ideen für zusätzliche Geschäfte gibt es bereits.

Ein Online-Shop ist eingerichtet. Der Megatrend „Social Commerce“ wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Über Video-Chats in den sozialen Medien habe ich schon jetzt persönlichen Kontakt zu Kunden in ganz Deutschland und im angrenzenden Ausland.

Eine weitere Vision ist, die Wertschätzung für Schönes und Außergewöhnliches mit anderen Bereichen wie Seminaren und kulturellen Events zu verknüpfen, sowohl im analogen wie virtuellen Raum.

Du bist ein Paradebeispiel für den Begriff „Einfach machen!“ Kannst du uns deine Mittel und Methoden, Tipps und Tricks gegen die unter zukünftigen Gründern und Gründerinnen weit verbreitete „Aufschieberitis“ und das ewige Gedankenkarussell verraten?

Eigentlich bin ich eine Perfektionistin. Ich habe früher vieles nur „schwarz/weiß“ gesehen. Und das ist eine Falle, in die ich immer wieder trete. Aber allein diese Erkenntnis ist für mich schon ein wichtiger Fortschritt.

Eigentlich bin ich eine Perfektionistin. Und das ist eine Falle, in die ich immer wieder trete.

Der Mut zum Unperfekten ist für mich selbst aber eine tägliche Herausforderung. Ich nehme mir dann gerne die alte japanische Porzellankunst „Kintsugi“ als Beispiel. Hier entsteht auch aus etwas Zerbrochenen und Unperfekten durch die Verbindung mit dem traditionell hergestellten Goldkleber ein neues Kunstwerk.

Mein Tipp für Andere: Einfach mal machen. Ein Unternehmen in’s Leben zu rufen, ist übrigens sehr einfach. Du gehst zum Gewerbeamt, legst 20 Euro Gebühr auf den Tisch und bekommst anschließend eine Gewerbenummer zugeteilt. Fertig.

Mein Tipp für Andere: Einfach mal machen.

Die weiteren Schritte ergeben sich dann im Prozess. Und manches regelt sich auch von selbst.

Website: www.himmel-weit.com

Buch „Erfolg ist…“ hier

Instagram: @himmelweit_rottweil

Fotos by Uwe Glatz, Ralf Flückiger

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Native Post. Wenn du auch auf FEMPRENEUR erscheinen willst, dann informier dich gerne hier.

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