Im Jahr 2017 wurden gerade einmal knapp 14,6 Prozent der Startups in Deutschland von Frauen gegründet (Startup Monitor 2017). Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von einer geschlechtsspezifischen Sozialisierung, welche u.a. zu geringerem Selbstvertrauen und höherem Risikoempfinden führen, über eine unzureichende Förderung von Frauen im Technologie und MINT Bereich in den letzen Jahrzehnten, weshalb auch heutzutage meistens Männer in diesen am stärksten Startup-finanzierten Bereich gründen, bis hin zu immer noch stark männerdominierten Investorenstrukturen.
Dem aktuellen CrunchBase Women in Venture Report zufolge, sind gerade einmal sieben Prozent der Partner in Venture Capital Unternehmen weiblich. Dieser geringe Anteil an weiblichen Financiers wirkt sich nachweislich auch negativ auf die Finanzierungsrunden für weibliche Gründer aus. Zwischen 2012 und 2015 wurden nur 10 Prozent des Risikokapitals an Startups vergeben, die mindestens eine Gründerin im Team hatten. Doch Veränderungen sind nicht nur in diesen genannten Bereichen notwendig, sondern es bedarf auch einer Reihe an weiblichen Vorbildern, die zeigen, dass es möglich ist seine unternehmerischen Ziele zu verwirklichen und eigene Stärken dabei gewinnbringend einzusetzen.
Vor diesem Hintergrund entstand auch die Idee zum The Female Founders Book, das 30 erfolgreiche Gründerinnen in authentischen Interviews präsentiert. In den Interviews sprachen wir mit den Gründerinnen über ihre Unternehmen, welche Risiken und Ängste es gab, die Herausforderungen, die es zu meistern galt und worin die Begeisterung in ihrem Job als Gründerin liegt. Insbesondere können wir aber auch sehr viel lernen von den Gründerinnen. Erfahre, welche 3 Dinge, du von erfolgreichen Startup-Gründerinnen lernen kannst.
3 Dinge, die wir von erfolgreichen Startup-Gründerinnen lernen können
#1 Der unternehmerische Erfolg hängt von guten Mitarbeitern ab
Jedes Startup weiß um den Wert eines guten Teams. Doch es scheint als stellten Startup-Gründerinnen ihre Mitarbeiter besonders in den Mittelpunkt ihres unternehmerischen Erfolgs und fördern aktiv eine angenehme Kultur und das Wertemanagement ihres Unternehmens. Anna Iarotska, Gründerin von RoboWunderkind, einem Startup, das Roboter-Spielzeug herstellt und damit Kinder frühzeitig im Bereich Technologie spielerisch bilden möchte, erklärt:
„Wir überlegen uns, welche Werte wir haben und was wir an Menschen schätzen. Jeder von uns sollte ein Teil derselben Vision sein.“
Im Startup Amorelie, Ende 2012 gegründet von Lea-Sophie Cramer und Sebastian Pollok, wird zudem auf Transparenz gesetzt:
„Die Unternehmenskultur ist dadurch entstanden, dass mein Mitgründer und ich uns überlegt haben, was wir persönlich gut finden würden. Das Ergebnis: Wir wollen vor allem transparent sein. Wir setzen zudem stark auf Feedback und führen regelmäßig Gespräche. Außerdem würde ich den Mitarbeitern rückblickend mehr Unternehmensanteile geben. Denn wenn man sehr gute Leute hat, dann ist das genau richtig investiert.“
Den konkreten Bedürfnissen der Mitarbeiter wird im Startup DaWanda, einem Online-Marktplatz für Selbstgemachtes, Do-It-Yourself-Anleitungen und Material, durch eine flache Hierarchie sowie flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte nachgekommen.
„Wir sind ein Unternehmen, in dem Mitarbeiter sehr freundlich und unterstützend miteinander umgehen. Diese Wärme und Herzlichkeit, die DaWanda auf der Website hat, wird auch nach innen gelebt.“,
so beschreibt DaWanda Gründerin Claudia Helming die Kultur und Werte in ihrem Unternehmen.
Wie maßgeblich auch das eigene Erfolgsgefühl von der Zufriedenheit der Mitarbeiter beeinflusst werden kann, bringt Juniqe-Gründerin Lea Lange auf den Punkt:
„Mich macht es stolz, wenn ich ins Büro komme und das Gefühl habe, dass alle Mitarbeiter zufrieden sind.“
#2 Co-Founder Teams ergänzen sich in Fähigkeiten und Sichtweisen
Die meisten der interviewten Gründerinnen haben in Teams gegründet, oftmals mit mindestens einem männlichen Mitgründer, was natürlich die Frage aufwarf, inwiefern dies ein Erfolgsfaktor für die Startup Gründung sein kann.
„Bei uns sieht man, wie Männer und Frauen in Teams richtig gut funktionieren können. Wir ergänzen uns sehr gut. Unsere Stärken und Schwächen sind ziemlich unterschiedlich, aber darum funktioniert Juniqe auch so gut. Wir hören uns immer zu, diskutieren viel und treffen alle Entscheidungen gemeinsam. Dieses Konstrukt ist auch einer unserer Erfolgsfaktoren, warum wir da sind, wo wir jetzt sind.“
…bestätigte uns Lea Lange und ist damit nur eine der vielen Gründerinnen, die angeben, sich in ihren individuellen Fähigkeiten sowie Stärken und Schwächen gut mit ihren Co-Foundern zu ergänzen.
Auch die unterschiedlichen Perspektiven und Sichtweisen von Frauen und Männern können den Erfolg des Produkts und Startups positiv beeinflussen, wie auch das Gründerteam des E-Commerce Startup für Sextoys Amorelie erfahren hat:
„Es ist bei unserer Thematik sehr hilfreich, ein gemischtes Team zu sein, da Sexualität ein Thema ist, das beide Geschlechter betrifft. Für mich hat es gut funktioniert, da ein Mann eine komplett andere Perspektive hat. Es ist auch gut, vor Investoren zweigeschlechtlich vertreten zu sein. Ich habe einen ganz anderen Zugang zu männlichen Investoren als mein Mitgründer Sebastian, und andersherum gilt das natürlich genauso.“, sagt Lea-Sophie Cramer.
#3 Junge Gründerinnen-Generation beweist Mut und Offenheit
Wer sich selbstständig macht, der braucht eine Menge Mut. Egal ob Mann oder Frau. Doch Frauen machen sich oftmals noch mehr Gedanken und Sorgen um mögliche Risiken. Auch ein geringeres Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten führen laut einer „Global Entrepreneurship Monitor“ Studie zu geringeren Gründungsraten bei Frauen.
Daher ist es umso wichtiger, jene Frauen zu zeigen, die diesen Mut bereits aufgebracht haben und offen über ihre Ängste sprechen, wie Delia Fischer, Gründerin von Westwing:
„Ich hatte natürlich Angst vor der Gründung eines eigenen Unternehmens. Die meisten Ängste sind aber oft undefiniert. Man hat vor irgendetwas Angst, das man meist kaum wirklich in Worte fassen kann. Meine Mutter riet mir dann, dass ich mir einfach überlegen sollte, was das Schlimmstmögliche ist, das passieren kann.“, woraufhin die junge Gründerin zum dem Schluss kam: „Ich war damals 27 Jahre, hatte keine Familie und keine Wohnung, die ich abbezahlen musste. Also, wenn nicht jetzt, wann dann?!“
Auch im Umgang mit Fehlern waren die interviewten Gründerinnen offen und sahen vor allem den Lerneffekt darin. Dies bestätigt auch Cécile Wickmann, Gründerin des Online-Marktplatzes für Luxus Second Hand Fashion, REBELLE:
„Natürlich gehen aber auch immer wieder kleinere Sachen schief. und an die meisten kann man sich gar nicht mehr erinnern. Es ist nur wichtig, dass man immer etwas daraus lernt.“
Und zu diesem neuen Mut und der authentischen Offenheit der jungen Gründerinnen-Generation gehört es auch einfach mal auf das Bauchgefühl zu hören, den Perfektionismus über Bord zu werfen und mit einer großen Portion Lernbereitschaft die Gründung des eigenen Unternehmens anzugehen.
Lea-Sophie Cramer beschreibt dies so:
„Ich glaube ganz fest, dass das Bauchgefühl genau aus diesen Erfahrungen, die man nicht genau greifen kann, entsteht. Ich habe mich immer ganz stark daraufverlassen und dieses hat mir auch bisher gute Dienste geleistet. Und ich denke, man sollte immer versuchen, viel zu lernen und sich selbst treu zu bleiben und seine Stärken immer weiter zu verbessern.“
Wir haben 30 Frauen erlebt, bei denen das Unternehmertum im Vordergrund stand und nicht das Frau-Sein. Trotz allem sind sich die Gründerinnen auch über ihre Verantwortung und Vorbildfunktion bewusst gewesen und haben uns daher tatkräftig unterstützt. Die gesammelten Erfahrungen und Tipps der Gründerinnen werden der Kraftstoff für kommende Unternehmerinnengenerationen sein, die mit viel Inspiration ihre eigenen Geschäftsideen umsetzen können.
Du bist inspiriert? Dann hole dir jetzt das The Female Founders Book mit allen 30 Gründerinnen-Interviews und vielen weiteren Expertenbeiträgen- und Tipps für deine erfolgreiche Gründung!