Vor einigen Wochen hatte ich die Möglichkeit im Rahmen der Startup Safari bei Zalando vorbeizuschauen und mir die Zalando Startup Story von Christoph Lange (@christoph_la), der seit der ersten Stunde bei Zalando arbeitet und sich selbst als „Dinosaurier bei Zalando“ bezeichnet, anhören. Und weil ich die Story ziemlich spannend fand, möchte ich sie heute mich euch teilen. Entdeckt hier die Zalando Startup Story.
Die Zalando Startup Story
Wann alles begann
Zalando wurde im Jahr 2008 gegründet. Jenes Jahr war gleichzeitig auch Jahr der Finanzkrise, wo vor allem Geld knapp war. Jedoch waren die Möglichkeiten enorm. Denn bis dahin war das Thema E-Commerce im Fashionbereich noch nicht angekommen.
Die Startfinanzierung betrug damals lediglich 50.000€. Und die Investoren damals zu überzeugen, dass E-Commerce im Bereich Fashion tatsächlich Potenzial hatte, war schwierig. Denn die großen Player zu jener Zeit, wie Quelle, Neckermann und Otto, die bereits das Geld und die Infrastruktur besaßen, waren risikobewusst und konservativ. Letztlich wurde Zalando mit dem Investorenkapital der Samwer-Brüder finanziert.
Doch für Zalando war es genau der richtige Zeitpunkt, diese bestehende Lücke zu schließen. Denn es gab nur wenig Konkurrenz im Bereich E-Commerce Schuhe (u.a. I’m walking). Der Markt war also noch nicht groß und entsprechend gab es enorme Chancen in diesem Geschäftsfeld.
Wie alles begann
Die Gründer – David Schneider und Robert Gentz – haben zusammen an der WHU studiert (u.a. mit Oliver Samwer) und waren bereits gute Freunde, die selbst heute bspw. noch regelmäßig Skifahren gehen. Zu Zeiten als auch Facebook startete, versuchten die Gründer damals schon ein Social Network Startup in Südamerika aufzubauen. Am Ende waren sie jedoch so pleite, dass sie ihre zukünftigen Investoren zunächst überzeugen mussten, ihnen das Rückflugticket nach Deutschland zu bezahlen. Danach suchten die Drei weiter nach Geschäftsfeldern und Möglichkeiten im E-Commerce Markt. Schließlich kam ihnen die Idee etwas mit Fashion und Schuhen zu machen.
Zalando startete zunächst mit dem Versand von Flip Flops, um möglichst einfach mit einem MVP (Minimum Viable Product) zu starten und schnellen Kontakt und Feedback von den Kunden zu erhalten. Zudem wollten die Gründer mit minimalem Aufwand testen und beweisen, dass dahinter tatsächlich ein Geschäftsmodell steckt. Damals ging es also nicht darum Geld zu verdienen, sondern lediglich einen Business Case zu schaffen, dass es in Deutschland einen Markt dafür gibt, online Schuhe zu verkaufen. Und zu jenen Zeiten glaubten da nur wenige Menschen dran.
Es wurden also zunächst Flip Flops aus einem Store gekauft und ein einfacher Online-Shop aufgesetzt, welcher kostenlosen Versand anbot. Für den Kundenservice wurde zudem einfach Davids Handynummer hinterlegt. Darüber hinaus wurde jeder Kunde nach seinem Kauf angerufen und gefragt, was er mochte und was nicht.
Zudem wurde ein wenig Google-Marketing betrieben. Den Gründern war klar, dass sie den Online-Shopping-Prozess so einfach wie möglich halten mussten und boten ihren Kunden an, dass sie die Ware problemlos zurücksenden können, wenn diese nicht passen würde. Dies wurde gleichzeitig auch ihr USP.
Wo alles begann
Zalando startete in Berlin, genauer gesagt in der Torstraße in Mitte. Um dort den Büroraum anzumieten, mussten die Gründer einen kleinen Trick anwenden, da das Internet-Thema damals eher argwöhnisch betrachtet wurde. Daher sagten sie, dass sie alle zwei Wochen ein Shopping Event veranstalten würden und nebenbei noch was online machen. Letztendlich fand nie eine dieser Shopping Events statt.
Damals wurde noch alles selbst gemacht und jeder im Team musste dort zupacken, wo es gerade nötig war. Lediglich eine Person war für den Kundenservice zuständig. Klingelte jedoch das Telefon und der Kundenservice-Mitarbeiter war nicht am Platz, wurde der Anruf weitergeleitet an jeden anderen Mitarbeiter. Dadurch hat auch das ganze Team viel über das Produkt und die Kunden gelernt.
Heute ist Zalando live in 15 Märkten und hat ein internationales Team. Bis heute sind die Büromitarbeiter aber alle in Berlin lokalisiert.
Innerhalb weniger Jahre skalierte Zalando sehr schnell. Mit etwa 15 Personen in 2008 gestartet, wuchs das Team bereits 2009 auf 80 Mitarbeiter an und brachte 6 Mio. € Gewinn ein. 2010 arbeiteten dann bereits 800 Personen für Zalando und der Gewinn betrug dann bereits 150 Mio. €. Und 2011 vervierfachte sich der Gewinn nochmals auf 600 Mio. €.
Zalando Startup Story: Wie Zalando seine Geschäftsbereiche skalierte
Skalierung des Teams
Bei diesem schnellen Wachstum, mussten entsprechend auch merh Mitarbeiter eingestellt werden. Zu den Peak-Zeiten in den Jahren 2011/2012 wurden im Schnitt 250 Mitarbeiter im Monat neu angestellt. Aufgrund der ständigen Umwälzungen und Neueinstellungen, mussten die Mitarbeiter etwa 2-4 Mal im Jahr das Büro, die Etage oder das Team wechseln. Das war nahezu sogar schon zum Teil der Unternehmenskultur geworden.
Skalierung des Marketings
Zu Beginn war das Marketing-Budget noch sehr gering und man entschied sich 6€ pro Kunde auszugeben. Der größte Kanal zur Akquise der Kunden war dabei Google.
Zu jenem Zeitpunkt war TV ein sehr großes Thema, jedoch waren TV Spots von Online-Unternehmen noch sehr selten. Der erste Zalando TV-Spot hatte damals noch nichts mit dem berühmten Zalando-Schrei zu tun, sondern informierte die Zuschauer lediglich, dass es diesen Service – Online-Shopping für Schuhe – gab.
Damals saß das Team gespannt abends um 21.30 Uhr im Büro vor den Fernsehern und überwachte den Traffic auf der Seite. Nach nur 60 Sekunden brach dann bereits unter dem Ansturm der Kunden das System zusammen. Die gesamten Spots für die kommenden 2 Wochen mussten nun wieder abgesagt werden. Zunächst musste die Infrastruktur ausgebaut und verbessert werden. Beim 2. Anlauf der TV-Spots konnten die Systeme dann aber den Traffic aushalten.
Skalierung der IT-Systeme
Nach den ersten TV Spots, bekam das Zalando-Team einen Einblick in das, was in diesem Markt möglich war. Zalando nutzte zu Beginn die Onlineshop-Software Magento. Das Unternehmen wuchs so schnell, dass Zalando Magento’s größter Nutzer wurde. Sogar der CTO von Magento kam in das Zalando-Office um über bessere IT-Lösungen zu sprechen. Doch diese Lösungen waren nicht langfristig praktikabel.
Der 2. Zalando TV Spot, wurde von der Agentur Jung von Matt konzipiert und sollte einen wahren Zalando-Schrei Hype auslösen. Doch zum damaligen Zeitpunkt war selbst das Team nicht zu 100% überzeugt und war besorgt, dass die Zuschauer nach kurzer Zeit ziemlich genervt von dem Spot sein könnten.
Das Team wusste, dass bei dem 2. Spot die IT-Infrastruktur und Systeme nochmals auf Herz und Nieren geprüft werden würden. Daher mussten skalierbare Systeme her, um flexibler sein zu können. Das Team hatte damals 3 Monate Zeit um die Infrastruktur zu optimieren. Letztlich entschied man sich dann doch alles selbst aufzubauen und sich damit von dem bisher genutzten Magento-System zu verabschieden.
Ein vollkommen neues System selbst aufzubauen mit den hohen Anforderungen, denen Zalando ausgesetzt war, ist alles andere als ein leichtes Unterfangen. Es wurde von PHP zu Java gewechselt und es konnte nichts wieder genutzt werden, was das Team die 1 ½ Jahre zuvor entwickelt hatte. Ein ziemlich große Aufgabe stand vor allem dem IT Team (@ZalandoTech) von Zalando bevor. Innerhalb 3 Monate musste alles nochmals von grundauf neu aufgebaut werden. Und das hieß auch fast jedes Wochenende zu arbeiten.
Doch die harte Arbeit sollte sich auszahlen. Denn als Zalando mit dem neuen System live ging, funktionierte alles. Und obwohl ein Roll-Back Plan bestand, musste nicht mehr zurückgerudert werden.