„Ich mache, was ich will“ – Warum immer mehr Frauen gründen!

Gastautor*in

„Die Unternehmerinnen kommen“, so hört und vor allem liest man es in letzter Zeit häufig in den unterschiedlichsten Medien. Auch wenn die Zahlen von weiblichen Gründern im Vergleich zu den männlichen Kollegen noch nicht rasant ansteigen, ist in jedem Fall eine konstante Zunahme in den letzten Jahren zu beobachten (siehe Gründungsreport der DIHK).

Diese Entwicklung vor Augen, drängen sich einem in jedem Fall einige entscheidende Fragen auf: Ist es gerade ein vorübergehender Trend, zu gründen? Ist es der Wunsch nach Unabhängigkeit, der zählt? Reizt uns Frauen der Gedanke, die eigene Chefin zu sein, autark und selbstbewusst die eigenen Ziele zu verfolgen? Oder ist es die mangelnde Alternative in Teilzeit einen adäquaten Job zu finden?

Aus meiner eigenen Erfahrung als Unternehmensberaterin für Existenzgründungen ist es ein Mix aus allem. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass Frauen zunehmend den Wunsch haben, mehr eigene Verantwortung zu übernehmen und die Ideen und eigenen Kompetenzen in der Form umzusetzen, wie „Sie“ es sich vorstellen.

Auch eine mögliche vorangegangene Benachteiligung, vor allem aus finanzieller Hinsicht, ist für viele Frauen ein Grund, sich selbstständig zu machen – verbunden mit einer großen Portion Abenteuerlust bzw. Lust, etwas ganz eigenes aufzubauen.

Frauen gründen anders – und das ist auch gut so!

Ich beobachte immer wieder in der Zusammenarbeit mit den Gründerinnen, dass Frauen vor allem überlegter und risikobewusster an eine Gründung herangehen.

“Frauen gründen überlegter und risikobewusster.”

Das heißt nicht immer im Umkehrschluss, dass Männer generell mit Risiko gründen. Aber Frauen sind eher bereit, von ihrem Umfeld Informationen auf- und anzunehmen und diese dann zielführend einzubinden. Männer gehen häufig lieber ihren Weg geradeaus, ohne vielleicht links und rechts zu schauen oder Tipps von außen aufzunehmen.

Und – ein ganz entscheidender Unterschied – Frauen kalkulieren anders bzw. etwas konservativer. Frauen gehen eher offen mit Fakten um und tauschen sich aus, auch wenn es gerade einmal nicht so gut läuft – bei Männern läuft eher immer alles „bestens“.

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Weiblich, dynamisch, erfolgreich – auch ohne hohes Darlehen

Ein wesentlicher Erfahrungswert aus meiner bereits 8-jährigen Erfahrung ist, dass eine Frau mit anderen finanziellen Vorstellungen und Plänen an die Gründung geht.

Sie stellt sich vermehrt die Fragen: Ist es – gerade am Anfang – nötig, die großen Büroräume zu mieten oder das große Auto zu kaufen und direkt Personal einzustellen. Das hört sich für den einen oder anderen vielleicht etwas nach Klischee an, ist aber ein absoluter Erfahrungswert aus meiner Tätigkeit als Unternehmenberaterin für Gründer bei 1a Startup.

Eine Gründung kann auch ohne großen Kapitaleinsatz sehr erfolgreich sein – das zeigen die unterschiedlichen Beispiele auf dieser Seite doch immer nur zu gut, oder?

Gründung und Familie – oft ein wichtiger Gedanke

Laut einer aktuellen KfW-Bank-Studie gründen viele Frauen immer noch im Nebenerwerb, unter anderem, weil sie sich so noch besser um die Familie kümmern können. Hier geht es natürlich auch immer wieder um das Argument der „guten Organisation“ der Unternehmerin.

Häufig höre ich in diesem Zusammenhang die Aussage: „Das eigene Unternehmen darf die Familie nicht ‚stören‘, ansonsten stört das Unternehmen die Familie.“

Egal ob männliche oder weibliche Existenzgründung: Gerade in der Startphase muss gewährleistet sein, dass ohne schlechtes Gewissen so lange wie nötig und gewollt gearbeitet werden kann.

Wenn das gegeben ist, sind alle Seiten zufrieden und strahlen das auch wieder aus – egal, ob Frauen, Männer oder Kinder.

Gute Gründe für eine Teilzeit-Gründung

Eines ist ganz klar: Wenn ich mich nicht Vollzeit um mein Vorhaben kümmere, wird es auch in einem anderen Tempo vorangehen. Hier muss der Kosten-Nutzen-Faktor in einem guten Verhältnis stehen.

Der große Vorteil bei einer Teilzeit-Gründung ist natürlich, dass die Unternehmerin nebenbei ihren Kundenstamm stückweise aufbauen kann. Zudem habe ich die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und zu hinterfragen: Was geht gut und was geht nicht gut?

Gerade für Frauen mit kleinen Kindern ist dies eine gute Möglichkeit, zu gründen: Wenn die Kinder größer und selbstständiger sind, kann Frau durchstarten.

“Teilzeit-Gründung bietet sich u.a. für Frauen mit kleinen Kindern gut an.”

Eine sogenannte „Notgründung“ ohne Leidenschaft, um die Arbeitslosigkeit zu verhindern, ist jedoch meist zum Scheitern verurteilt.

Alternative nach dem Studium – besser als arbeitslos?

Nach dem Studium kein Job in Sicht? Oder keine Lust mehr, sich von einem Praktikumsjob zum nächsten zu „hangeln“? Gute Gründe dafür, sich alternativ „mal eben schnell“ selbstständig zu machen?

Hier ist natürlich immer zu beachten, dass der Schritt in die Selbständigkeit ein sehr wagemutiger Schritt ist. Besonders dann, wenn er unmittelbar nach dem Abschluss eines Studiums erfolgt. Andererseits dauert es meistens mehrere Jahre, bevor man sich am Markt mit seinem Angebot etabliert hat. Insofern macht es durchaus Sinn, möglichst früh durchzustarten. Vor allem dann, wenn man von der eigenen Geschäftsidee voll überzeugt ist und dafür „brennt“. Denn dann kann man auch andere davon überzeugen.

“Es macht Sinn möglichst frühzeitig durchzustarten.”

Jungunternehmer wie Studenten sind leidenschaftlich, begeistert – und meistens völlig unerfahren. Das muss gar kein schwerwiegender Nachteil sein, denn sie haben eine besondere Fähigkeit: Sie haben in vielen Dingen keine Ahnung bzw. keine Angst.

Ein weiterer Vorteil: Viele, die seit Jahren in einem Unternehmen oder einer Branche gearbeitet haben, sind eher betriebsblind und haben möglicherweise sogar einen Tunnelblick. Wer Abstand zu einer Sache hat, beschäftigt sich erst einmal mit Problem 1 und nicht mit Problem 5 bis 10. Das führt dazu, dass ganz neue Lösungen und Ideen gefunden werden. Es braucht nicht unbedingt jahrelange Erfahrung, um ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen.

“Es braucht nicht jahrelange Erfahrung, um ein Unternehmen zu gründen.”

Allerdings kommt es auch auf die Branche an: Wer sich auf einem neuen, freien Markt bewegt oder ein neues Produkt kreiert, der kann gar keine jahrelange Erfahrung haben. Wer sich aber auf einem bereits etablierten Markt durchsetzen will, dem hilft Marktkenntnis ganz bedeutend.

Gibt es DAS Erfolgsrezept?

Ich selbst weiß es aus meiner eigenen Erfahrung sehr gut: Um erfolgreich zu sein, benötigt eine Gründerin den nötigen Biss, um sich durchzusetzen und eine ordentliche Portion Ausdauer.

Dabei soll es durchaus das Ziel sein, sich für die eigenen Belange stark zu machen. Leider sind Frauen häufig in vielen Bereichen zu scheu, zu zurückhaltend und zu lieb. Sie vermeiden die Konfrontation und befinden sich lieber in „Harmonie“. Das sind keine idealen Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein.

Auch ein typisches Frauenverhalten: Ihr genügt es, so viel zu verdienen, um zu (über-)leben. Das Problem ist, wenn ich mir ein kleines Ziel stecke, werde ich selbst dieses kleine Ziel nur schwer erreichen und es wird erfahrungsgemäß eher immer (zu) klein bleiben.

Also warum nicht von Anfang an groß denken und große Ziele verfolgen? Schließlich ist jede Frau Expertin auf ihrem Gebiet und hat einiges zu bieten!

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Foto Credit: Splitshire

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​Autorin

Dagmar Schulz

Dagmar Schulz ist gelernte Bankkauffrau, Betriebswirtin, IHK Social Media Manager und ILP® Business Coach. 2009 gründete sie die Unternehmensberatung für Startups 1a-STARTUP. Vor Ihrer Selbstständigkeit hat sie in verschiedenen Funktionen und Positionen in der Bankenwelt gearbeitet. 2008 entschied sie sich jedoch dort auszusteigen und kündigte ohne zu wissen, was sie zukünftig machen wird. Angefangen hat es mit einem Zettel „was will ich in keinem Fall mehr in meinem Leben“ – bis zum Ergebnis, was kann ich gut und wofür schlägt mein Herz. So ist 2009 die Idee zu 1a-STARTUP entstanden. Nach einem Vortrag für Frauen, wurde Dagmar schnell klar, dass sie für diese besonderen Bedürfnisse eigene Seminare und Beratung entwickeln möchte: www.1a-startup.de

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4 comments
  1. Hallo,
    ein sehr schöner Artikel.
    Einer der Hautptgründe für mich in die Selbstständigkeit zu springen, ist sicherlich “meine eigene Herrin” zu sein. Raus aus einem Job, der einem keinen Spaß bereitet und keine Erfüllung bietet und hinein zu einer Arbeit, die einem Spaß macht und die man gerne tut.
    Dazu gehört auch immer eine Portion Risko, aber es zahlt sich aus, über kurz oder lang.
    Man muss nur dranbleiben.
    Liebe Grüße, Melanie

    1. Liebe Melanie,

      ich finde den Artikel von Dagmar auch sehr treffend. Ich denke gerade für die Gen Y ist der Faktor “Spaß an der Arbeit haben” sehr wichtig und wer das nicht im Job findet, kreiert sich eben seinen eigenen 🙂 Und ganz wichtig was du sagst: Man muss vor allem dranbleiben!

      Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Business!

      Lieben Gruß und ein schönes Wochenende dir!

      Maxi

  2. Hallo,

    Sehr toller Artikel über die Ängste und eigenen Blockaden beim Gründen. Was ich allerdings sehr schwierig finde ist sich selbstzuständig zu machen, wenn man frisch von der Uni kommt. Ich habe zwar selber knapp 2 Jahre Berufserfahrung im IT Bereich, aber ich habe immer noch Angst ernsthaft über ein Start Up nachzudenken. Ein Problem ist wohl die Befürchtung wie Kunden reagieren, wenn Sie so einen Frischling sehen?
    Habt ihr dazu weitere Tipps oder Anregungen in welchen Bereichen gerade junge Menschen Chancen haben ihren Traum vom selbst bestimmten Arbeitsleben zu ermöglichen?

    Viele liebe Grüße

    Sarah

    1. Hallo liebe Sarah,

      ich kann deine Bedenken persönlich vollkommen nachvollziehen. Ich habe selbst nur ein halbes Jahr angestellt nach dem Studium gearbeitet und dann mit 26 Jahren mit der Selbstständigkeit gestartet, was ich auch noch ziemlich jung finde. Aber nach einem Jahr Selbstständigkeit würde ich dir raten, das junge Alter nicht als Hinderungsgrund zu sehen.

      Sieh es vielmehr als Vorteil! Meist bekommt man sogar nochmal eine Extra-Portion Respekt dafür, was du bereits in jungen Jahren machst. Das ist aber definitiv auch eine Frage der Branche. Aber vor allem in der digitalen Szene und Berlin sowieso ist das wesentlich weniger ein Thema, als bei alteingesesseneren regionalen Branchen, die dieses Thema viel mehr am Alter festmachen. Aber mein Tipp ist so einfach, wie auch schwer: Sei du selbst. Kenne also deine Stärken ganz genau. Und stelle genau diese in den Vordergrund. Damit wirst du auch potenzielle Geschäftskunden und Kooperationspartner überzeugen. Lass dich nicht von dem Thema “Alter” oder “zu wenig Erfahrung” abhalten.

      Es gibt immer Gründe, die einen vom eigenen Business abhalten. Auch ich hätte davon eine ganze Liste vollschreiben können. Aber ich habs dann nach Richard Branson’s Motto gehalten: Screw it, let’s do it! Und je früher du selbst startest, desto mehr Zeit hast du ja auch. Also alles eine Sache der Perspektive 🙂 Hört sich einfach an, ist es aber vor allem im Alltag nicht immer. Aber einfach üben und vor allem dran bleiben! Auf Facebook gibt es auch die Gruppe “Fempreneur Network”, wo du dich mit gleichgesinnten Frauen austauschen kannst oder auch Tipps von bereits Selbstständigen einholen kannst: https://www.facebook.com/groups/fempreneurnetwork/

      Lieben Gruß und viel Erfolg,
      Maxi

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