Social Entrepreneurship Kurse für Migrant*Innen und Geflüchtete

Maxi Knust

Martina Linzer und Marta Ribas Romeu sind die Köpfe hinter dem österreichischen Sozialunternehmen Gain & Sustain:Europe. Unter dem Projektnamen BEST bieten die zwei Frauen MigrantInnen und Geflüchteten Kurse an, um ihnen Social Entrepreneurship und damit unternehmerische Fähigkeiten näherzubringen. Im FEMPRENEUR Interview sprach ich mit den beiden zu ihrem Angebot und erfuhr, welche Barrieren es bei einem Auslandsaufenthalt – gerade auch für Frauen – geben kann.

Interview mit den Initiatorinnen von BEST

Martina und Marta, wie seid ihr auf die Idee gekommen, Social Entrepreneurship Kurse für MigrantInnen und Flüchtlingen anzubieten?

Die Idee entstand, als wir an einem Projekt arbeiteten, um Migranten den Zugang zu Informationen zu erleichtern. Wir merkten, dass die Unternehmer*innen mit Migrationshintergrund keinen Zugang zu strukturierten Informationen hatten. Sie hatten Sprachprobleme und trauten der Verwaltung oft nicht. 

Die Idee entstand, als wir an einem Projekt arbeiteten, um Migranten den Zugang zu Informationen zu erleichtern.

Die Informationen sind oft verstreut und verwirrend und sie erhielten keine professionelle Unterstützung, sodass sie Schwierigkeiten hatten, ihr Geschäft langfristig am Laufen zu halten. Außerdem fehlt ihnen der Zugang zu einem Netzwerk von Interessengruppen und anderen Partnern.

Die Selbstständigkeit und die Unternehmensgründung sind eine Chance, sich in den Arbeitsmarkt erfolgreich zu integrieren.

Die Selbstständigkeit und die Unternehmensgründung sind eine Chance, sich in den Arbeitsmarkt erfolgreich zu integrieren. Im Projekt BEST wurde ein modularer Trainingskurs entwickelt in Verbindung mit Expertenunterricht, und Mentoring, um speziell Migrant*innen auf ihrem Weg zu Social Entrepreneurs zu unterstützen.

Gründerin Martina Linzer

Präsidentin Marta Ribas Romeu

Warum ist euch diese Thematik so wichtig? Und was inspiriert euch täglich bei eurer Arbeit?

Wir haben beide längere Zeit im Ausland gelebt und verstanden, wie schwierig es ist, uns in eine Gemeinschaft eingebunden zu fühlen. Die Hindernisse sind vielfältig: die Sprachen, die Kultur, die Vorurteile von anderen.

Mit dem Projekt BEST wollen wir in der ersten Phase Migrant*innen in Österreich, Kroatien, Italien und Slowenien unterstützen, die ihre eigenen Projekte entwickeln und selbstbestimmter leben möchten. 

Mit dem Projekt BEST wollen wir Migrant*innen unterstützen, die ihre eigenen Projekte entwickeln und selbstbestimmter leben möchten.

In weiterer Folge kann das Online-Trainingmodell auch auf andere Regionen in Europa und auch auf andere Kontinente angepasst werden und somit noch mehr Menschen dabei unterstützen, die Selbstständigkeit als eine tolle Option für sich zu entdecken. 

Wir haben bereits erfolgreich Train-the-Trainer Kurse mit Kooperationspartnern aus z.B. Argentinien, der Karibik, Vietnam oder Nepal abgehalten.

Was für Kurse bietet ihr genau an, für wen sind die genau gedacht und welche Erfolge konntet ihr bereits verzeichnen?

Während des Projekts BEST haben wir bis dato 243 Menschen aus über 40 Ländern im Alter zwischen 25 und 60 Jahren in Kursen und mit Mentorings ausgebildet.Von all unseren Teilnehmern sind derzeit 24 selbstständig oder eröffnen ihr Geschäft.

Das Teilnehmerprofil war sehr vielfältig und die einzige Voraussetzung war B1-Niveau in Englisch und Interesse am Kurs zu Social Business Modelling. Wir stellten jedoch fest, dass insbesondere in Österreich ein hohes Interesse von weiblichen Teilnehmenden bestand.

Auch ihren Rechtsstatus haben wir nicht berücksichtigt und jeder hatte einen Platz in unseren Kursen. Weitere 216 Erwachsenenbildner*innen aus der ganzen Welt nahmen an unseren Train-the-Trainer Kursen teil, die wir anbieten um das BEST-Trainingsmodell auf andere Länder zu übertragen. Wir schätzen die Vielfalt in all ihren Formen!

Wir stellten fest, dass insbesondere in Österreich ein hohes Interesse von weiblichen Teilnehmenden bestand.

Gibt es auch eine konkrete Erfolgsstory, die sich aus euren Kursen ergeben haben, die ihr mit uns teilen könnt?

Zum Glück haben wir viele Erfolgsgeschichten!

Wir haben eine Teilnehmerin aus den USA, Laura, die zusammen mit einigen Kollegen einen Verein gegründet hat, der Menschen mit Behinderungen ICT und AI – Training und Skills Development anbietet, um ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern und ihr Potential zu nutzen.

Nayara aus Brasilien entwickelt ein digitales Geschäft, um Unternehmerinnen im Ausland zu empowern, zu vernetzen und zu unterstützen.

Laila, ebenfalls aus Brasilien und mit einem Abschluss in Architektur, hat während des BEST-Kurses verstanden, dass ihre Leidenschaft Patisserie und Kochen ist. Derzeit ist sie zurück in Brasilien, weil sie in einer der exklusivsten Patisserieschulen Südamerikas aufgenommen wurde um ihren Traum Schritt für Schritt in die Realität umzusetzen.Euer Angebot richtet sich an alle Geschlechter. Mich würde aber interessieren, wie die Verteilung von Frauen und Männern in euren Kursen sind? Was sind denn die größten Herausforderungen für Migrantinnen & geflüchtete Frauen und was hindert sie eventuell auch daran selbst unternehmerisch tätig zu werden?

Im Projekt BEST arbeiten wir sowohl mit Frauen als auch mit Männern. Bei der Durchführung der Kurse haben wir jedoch eine interessante Situation als Chance entdeckt: hochqualifizierte Frauen, die nach Österreich gezogen sind, weil ihre Partner dort einen Job gefunden oder bekommen haben, müssen dringend Möglichkeiten finden, die auch ihnen eine Integration ermöglichen.

Die Frauen hatten keinen Zugang zu geschäftlichen Netzwerken und hatten Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden.

Die Frauen hatten keinen Zugang zu geschäftlichen Netzwerken und hatten Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden. Diese Situation mündete in Frustration und einem geringen Selbstwertgefühl. 

Das Projekt BEST bot ihnen einen Ort, um ihre Ideen zu entwickeln und auf ein Ziel hinzuarbeiten. Wir haben gesehen, dass dies auch sehr nötig ist und arbeiten derzeit an einem Folgeprojekt, das auch die Gender-Perspektive stärker miteinbezieht.

Ganz wichtig: Eure Kurse sind kostenfrei – da sie vom Integration, Asyl- und Migrationsfonds der Europäischen Union finanziert werden. Wo und wie genau können interessierte TeilnehmerInnen sich informieren und anmelden? Und warum sollten sich insbesondere Frauen ebenfalls trauen?

Sie können uns jederzeit an projectbest2019@gmail.com schreiben, um mehr Informationen zu den aktuellen Projekten und Kursen zu erhalten.

Auch können sie unsere Website besuchen: www.bestofgs.eu. Außerdem erstellen wir jetzt gerade einen Online-Kurs, um den Erwerb von Fähigkeiten durch Unternehmerinnen (oder Frauen, die eine Unternehmensgründung planen) zu unterstützen.

Dieses Projekt wird unsere Erkenntnisse aus dem Projekt BEST mit der Gender-Perspektive zusammenführen, um den Bedürfnissen von Unternehmerinnen gerecht zu werden und sie speziell nach der COVID-Krise zu empowern.

Jetzt organisiert das Konsortium die Abschlusskonferenz, in der die Ergebnisse der Projekte vorgestellt werden. Die Konferenz findet am 14. Juni über Zoom in englischer Sprache statt. Die Anmeldung ist noch möglich unter diesem Link.

Website: www.bestofgs.eu

>> zum Projekt BEST

Titelfoto by Priscilla Du Preez

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