Dr. Annett Kleinschmidt eröffnete 2016 ihre eigene Praxis DOCURE für ästhetische und plastische Chirurgie mit ambulanten OP-Zentrum in Berlin Charlottenburg am Savignyplatz. Dr. Kleinschmidt legte bereits eine beeindruckende Karriere hin, bevor sie den Sprung in die Selbstständigkeit wagte: Nach umfassender fachärztlicher Ausbildung als Chirurgin und Plastisch Ästhetische Chirurgin arbeitete sie weltweit mit den besten Köpfen der Branche und war sieben Jahre lang als Oberärztin tätig. Bereits 2009 gründete Dr. Kleinschmidt zudem ein eigenes Projekt in Paraguay, wo sie regelmäßig hinfährt, um Fehlbildungen zu operieren, hauptsächlich bei Kindern. Über die Herausforderungen eine eigene Praxis zu eröffnen und ihr ehrenamtliches Engagement, sprach Dr. Kleinschmidt im FEMPRENEUR Interview.
Annett, wolltest du schon immer Ärztin werden? Und warum hast du dich für den Bereich der ästhetischen Medizin entschieden?
Ich wusste mit 4 Jahren bereits, dass ich Ärztin werden wollte. Einen Großteil meiner Kindheit verbrachte ich in der Landarztpraxis meines Großvaters im Spreewald und war fasziniert vom Berufsbild.
Schon im Studium war ich im Rahmen medizinischer Hilfsprojekte u.a. in Südafrika und Brasilien. Mir war schnell klar, dass ich für diese ehrenamtlichen Tätigkeiten ein profundes Fachwissen erwerben musste. Damit war der Weg zur Fachärztin für Chirurgie, später zur Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie geebnet.
Am Meisten faszinierte mich das riesige Spektrum der Plastischen Chirurgie, das von der ästhetischen über die rekonstruktive und Handchirurgie bis hin zur Verbrennungschirurgie reicht.
Viele angehende ÄrztInnen haben den Traum von der eigenen Praxis. Was waren die größten Herausforderungen die eigene Praxis zu eröffnen? Welches Wissen hat dir damals auch gefehlt und wie hast du dafür Lösungen gefunden?
Das deutsche Kliniksystem ist sehr hierarchisch aufgebaut. Um solide Fachkenntnisse zu erwerben, geht es zunächst die Karriereleiter bis zum Oberarzt hinauf. In dieser Position operiert man sich als Chirurg frei und erlernt das nötige Fachwissen, um eine Praxis zu führen.
Was einem niemand beibringt, sind die ökonomischen Hintergründe: alles rund um Businessplan, Versicherungen, Existenzgründungszuschüsse usw. Allein ist man auch mit der Frage wie man an einen Kassenarztsitz kommt, um vom Spektrum weiter so breit aufgestellt zu bleiben, wie in der Klinik.
Am Ende des Tages ist es viel learning by doing, Netzwerk, Hospitationen bei kooperativen Kollegen und Mut.
Am Ende des Tages ist es viel learning by doing, Netzwerk, Hospitationen bei kooperativen Kollegen und Mut.
Auch finanziell ist die Gründung einer eigenen Praxis erstmal eine große Herausforderung für Viele. Wie hast du das gemacht und hast du Tipps für andere Mediziner?
Für die Selbständigkeit musste ich meine Oberarztstelle aufgeben. Als sicherheitsorientierter Mensch prüfte ich das selbstständige Arbeiten über 2 Jahre lang in einer Praxis zur Untermiete (im Rahmen einer Teilzeitoberarztstelle). Spätestens nach Geburt meines Sohnes war jedoch klar, dass die Oberarztdienste nicht familienkompatibel sind.
Bei der Finanzierungsplanung konnte ich auf kostbare Hilfe zurückgreifen: Bei den Kreditanfragen half eine Freundin aus der Wirtschaft. Existenzgründerzuschüsse der EU und der KfW beantragte ich mit Hilfe der zuständigen Sachbearbeiterin der Bundesagentur für Arbeit. Gemeinsam mit meinem Mann erstellte ich einen Projektplan mit Timelines, Personalressourcen und Kostenplanungen.
Was ist einer der häufigsten OPs, die du in deiner Klinik durchführst? Und was macht die besonders Spaß an deiner Arbeit?
Prinzipiell bin ich mit meiner Praxis in Berlin Charlottenburg und einer Extrasprechstunde in München sehr breit aufgestellt: Am häufigsten sind Brust-OPs (Straffungen, Vergrößerungen, Verkleinerungen, Asymmetrieausgleiche, Rekonstruktionen nach Tumorerkrankungen oder Verbrennungen). Häufig kommen konturangleichende Liposuktionen bzw. Eigenfetttransplantationen dazu oder Körperstraffungen jeder Art (Bauch, Intimchirurgie, Extremitäten).
Jedes Individuum ist anders und keine Operation funktioniert „nach Kochbuch“. Das Spannende ist daher für mich, gemeinsam mit meinem Patienten das angedachte operative Konzept mit dessen Wunschvorstellung zu synchronisieren. Dies allein liefert ein gutes Outcome bei ästhetischen Operationen.
Neben deiner Tätigkeit in Berlin, hast du zudem bereits zum 7. Mal in Paraguay zwei Wochen lang kostenlos Patienten operiert. Wie kam es zu diesem Engagement und was motiviert dich jedes Jahr dieser ehrenamtlichen Tätigkeit nachzugehen?
Meine ehrenamtliche Tätigkeit begann bereits im Studium bei der WHO bzw. bei Interplast e.V., der ehrenamtlichen Vereinigung Plastischer Chirurgen in den Entwicklungsländern. Dabei habe ich viel Dankbarkeit empfunden, für alles, was mir in Deutschland an hervorragender Ausbildung und Qualifikation selbstverständlich zuteil wurde.
2009 habe ich mit meinen Kollegen Dr. Horst Schuster und Dr. Roberto Spierer ein eigenes Projekt zur Rekonstruktion angeborener und erworbener Fehlbildungen in Paraguay ins Leben gerufen.
Wir haben ein Projekt zur Rekonstruktion von Fehlbildungen in Paraguay ins Leben gerufen.
Wir waren im November 2019 zum 7. Mal in Presidente el Franco. Die Dankbarkeit der Kinder und ihrer Familien ist enorm. Unsere Anästhesistin sagte sehr treffend: wir kommen mit so wenig und gehen mit so viel Glück im Herzen nach Hause, dass es fast beschämend ist.
Welche gesundheitlichen Probleme haben deine Patienten dort und wie kannst du Ihnen helfen?
Wir operieren zu 85% nicht krankenversicherte Kinder, vor allem mit angeborenen und erworbenen Fehlbildungen. Dazu zählen Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten, Spätfolgen von Verbrennungskontrakturen, die gravierende Wachstumseinschränkungen verursachen, Fehlbildungen von Extremitäten, wie Händen und Füßen sowie Tumorerkrankungen.
Was war dein bisher schönstes Erlebnis in deiner Arbeit als ehrenamtliche Ärztin in Paraguay?
Beim letzten Einsatz sagte Damaris, ein bezauberndes 9-jähriges Mädchen, welches ich nach schwerer Verbrennung an der Schulter operiert habe, mit strahlenden Augen, dass sie jetzt keine Schmerzen mehr haben müsse und ihren Arm viel besser im Alltag gebrauchen kann und jetzt ihrem Berufswunsch als Ärztin nichts mehr im Wege stände.
Der uns unterstützende lokale Chirurg Dr. Carlos Wattiez ergänzte dieses schöne Erlebnis durch seine bewegenden Abschiedsworte: Ihr verleiht Menschen in diesem Land eine Stimme, die hier niemals eine Stimme hätten.
Das motiviert mein Team und mich immer wieder, alle Strapazen auf uns zu nehmen: das Geld für den Einsatz selbst zu fundraisen und den Einsatz aufwändig vorzubereiten und durchzuführen.
Was ist dein abschließender Tipp für ambitionierte Frauen, die sich als ÄrztIn selbstständig machen wollen?
Nur Mut: es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Wichtig ist Erfahrung, Erfahrung und nochmals Erfahrung aus der Klinik und sich dann mit gut durchdachtem Konzept und gutem Netzwerk zu trauen.
Wichtig ist Erfahrung, Erfahrung und nochmals Erfahrung aus der Klinik.
Praxis DOCURE von Dr. Annett Kleinschmidt
DOCURE Berlin
Niebuhrstr. 69
10629 Berlin
Website: www.docure.de
Foto Copyright: Docure
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