So startest du deine Karriere im IT-Sektor – auch als Quereinsteigerin

Maxi Knust

96.000. So viele offene Stellen für IT-Fachkräfte gab es in Deutschland zu Anfang des Jahres 2022. Und weil Unternehmen so verzweifelt nach solchen Fachkräften suchen, haben diese Stellen oft nicht nur ein hohes Einstiegsgehalt, sondern auch viel Flexibilität, was Zeiteinteilung und Work-Life-Balance angeht. Darüber hinaus ist die IT-Branche extrem vielseitig und bietet die richtige Stelle für jedes Level an Technikwissen.

Die IT braucht Frauen

In allen Bereichen der Informatikgibt es großartige Karrierechancen für alle, die bereit sind, sich anzustrengen. Und ja, damit sind wirklich alle gemeint. Während sich das Stereotyp einer IT-Fachkraft als männlich, nerdig und unsozial in der allgemeinen Bevölkerung hartnäckig hält, sind viele Betriebe inzwischen aktiv daran interessiert, gezielt Frauen einzustellen.

Warum ist das so? Erst einmal wegen dem Fachkräftemangel – indem auch Frauen aktiv angesprochen werden, verdoppelt man das Feld potentieller Angestellter. Aber auch Fähigkeiten, die mit Frauen verbunden werden – Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Kreativität – sind in dieser Branche besonders gefragt.

Wenn 50% der Anwender:innen einer Software oder einer App weiblich sind, aber 95% der Entwickler:innen männlich, kann es zu verheerenden Blindspots kommen.

Und dazu kommt natürlich noch, dass in Bereichen wie UX-Design oder Anwendungsentwicklung oft eine kritische Perspektive fehlt: Wenn 50% der Anwender:innen einer Software oder einer App weiblich sind, aber 95% der Entwickler:innen männlich, kann es zu verheerenden Blindspots kommen.

Was macht man als Informatiker:in eigentlich? (© http://techminds.de)

Es gibt viele Gründe, warum Frauen sich scheuen, sich auf eine IT-Stelle zu bewerben. Viele Frauen ohne Informatikstudium trauen sich nicht zu, in diesem hochtechnischen Bereich zu arbeiten. Und natürlich kommt noch dazu, dass viele Frauen ihre eigenen Qualifikationen unterschätzen und sich nicht auf Stellen bewerben, die über ihren Fähigkeiten zu liegen scheinen.

Im IT-Sektor sind vorhandene Fähigkeiten zwar wichtig, aber bei weitem nicht so essentiell wie die Bereitschaft, sich weiterzubilden. Die IT braucht Menschen mit Leidenschaft und Wissensdurstund Learning By Doing ist in dieser Branche so gefragt wie sonst nirgends.

Programmieren: Eine Herausforderung, eine Leidenschaft

Hier kommen wir zu der vielleicht größten Hürde für Frauen. Viele, gerade männliche, IT-Fachkräfte kommen in diesen Bereich, weil sie schon in ihrer Jugend Freude an Programmiersprachen und Coding haben. Natürlich gab es immer auch Mädchen, die sich mit solchen Dingen beschäftigen. Aber das war gerade in den 90ern und den 2000ern noch eher ungewöhnlich und irgendwie seltsam.

Dabei waren Frauen immer essentiell für die Informatik. So hat etwa Ada Lovelace, Tochter von Lord Byron, das Konzept des Algorithmus erfunden. Oder auch die Österreicherin Hedy Lamarr, die das Frequency Hopping Spread Spectrum erfunden und damit Bluetooth und WLAN möglich gemacht hat.

Ganz ehrlich: Es ist nicht leicht, Programmieren zu lernen. Gerade am Anfang kann es extrem frustrierend sein. Aber wer gerne Sprachen lernt oder Rätsel löst, könnte sich vielleicht in diese aufregende, komplexe Tätigkeit verlieben.

Und das Beste? Die Industrie ist extrem aufgeschlossen für Autodidakten. Viele der besten Coder:innen haben sich alles selbst beigebracht, und das ist in der Branche allgemein bekannt. Und außerdem gibt es inzwischen eine Menge Kurse – unter anderem Coding-Bootcamps, in denen man sich in wenigen Monaten fundierte Programmierkenntnisse aneignen kann.

Die Industrie ist extrem aufgeschlossen für Autodidakten. Viele der besten Coder:innen haben sich alles selbst beigebracht, und das ist in der Branche allgemein bekannt.​

Bevor man sich für so einen Crashkurs bewirbt, kann man einen der vielen Gratiskurse im Internetabsolvieren. Wenn man auch nur ein kleines bisschen an dieser Welt interessiert ist, dann sollte man zumindest ein paar Stunden auf einer dieser Seiten verbringen.

IT ist nicht gleich Programmieren

Aber was, wenn man gleich in die IT-Branche einsteigen will, ohne vorher Programmieren zu lernen? Auch das ist möglich: Viele Jobs profitieren von anderen Erfahrungen und Qualifikationen, die man selbst vielleicht gar nicht für relevant hält.

Frauen mit guten Konfliktbewältigungs- und Kommunikationsskills können als Service-Desk-Mitarbeiter im IT-Support gutes Geld verdienen. Scrum Master mögen einen ungewöhnlichen Jobtitel haben, aber sind vor allem Teamleiter, die nach einem bestimmten Regelwerk arbeiten, das man sich leicht aneignen kann.

Das ist das Besondere an der IT-Branche: Wer sich anstrengt, kommt weiter, und für jedes Level an Techniktiefe gibt es Stellen.

Das ist das Besondere an der IT-Branche: Wer sich anstrengt, kommt weiter, und für jedes Level an Techniktiefe gibt es Stellen. Und wer in einer Stelle anfängt, die keine spezialisierten Technikkenntnisse voraussetzt, kann sich mit Einsatz und Lernbereitschaft weit hocharbeiten.

Trotz all dieser Argumente werden sich jetzt viele denken: Klingt ja alles schön und gut, aber ich weiß nichts über diese Industrie, wie soll ich da überhaupt wissen, worauf ich mich bewerben kann? Dafür gibt es inzwischen immer mehr Personalberater:innen, die sich auf die Vermittlung von Frauen in IT-Betriebe spezialisiert haben. Und dann stehen inzwischen auch Plattformen wie Honeypot, zur Auswahl, die gezielt daran arbeiten, Bewerber und Betriebe zusammenzubringen.

Mit Mut zur Karriere mit Zukunft

Informatik ist die ultimative Zukunftsbranche, und sie sucht verzweifelt nach jedem, der sich dieser Herausforderung gewachsen sieht. Es ist nie leicht, sich in einen komplett neuen Bereicheinzulernen, aber gerade die IT-Industrie ist so divers, so breit aufgestellt, so abwechslungsreich – eine Frau, die bereit ist, sich auf diese Herausforderung einzulassen, kann hier einen gut bezahlten, flexiblen Beruf mit Zukunft finden.

Gastautor: Florenz Klasen

Florenz Klasen ist CEO und Gründer der TechMinds GmbHmit Sitz in Hamburg. Die Recruiting-Boutique hat sich auf Tech & IT spezialisiert und verbindet Hidden Champions sowie namhafte Unternehmen mit hochqualifizierten Führungskräften und Professionals. Florenz‘ große Leidenschaft ist es, großartige Teams für zukunftsweisende Tech & IT Pro

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