Lass uns mal über Geschwindigkeit reden! Sicherlich kennst du auch den Druck, Stress und die Hektik des alltäglichen Lebens. Und da ist es egal, ob du selbstständig bist, angestellt, studierst oder Mama bist. Man kommt fast gar nicht umhin in unserer heutigen westlichen Welt nicht vom eigenen Stress oder dem der anderen mitgezogen zu werden.
Höher, Schneller, Weiter – aber zu welchem Preis?
Vor einigen Tagen teilte ich daher auf Instagram [fempreneur_business] einen Post über Langsamkeit. Vielleicht als Gegenbewegung zum derzeitigen krankhaften Symptom des Höher, Schneller, Weiter – aber auch eine Offenlegung meiner ganz persönlichen Veranlagung. Irgendwie fühlte ich mich nämlich schon immer etwas langsamer. Versteh mich nicht falsch, ich kann in sekundenschnelle Texte tippen, Mails beantworten, Strategien entwickeln. Ich kann schnell. Schallmauerschnell.
So wie es eben erwartet wird und weil ich schnell denke und mich Langsamkeit manchmal echt irre macht. Aber das Ganze hat seinen Preis – und ich bin nicht mehr bereit diesen Preis zu zahlen und das auch noch einhergehend mit ein wenig Selbstverleugnung. Nämlich der Tatsache, dass ich mir gerne Zeit lasse und mich ungern hetze. Denn mein Körper rebelliert regelrecht gegen Stress innerhalb von Sekunden. Mein Magen schnürt sich zu, der Appetit lässt nach, mir wird gar übel und die Atmung flacher.
Das Ganze wird mit mehr tun und schneller nicht besser – im Gegenteil. Die Spirale dreht sich ab da nur abwärts. Nun wird es also Zeit, zu etwas zu stehen, was in unserer Gesellschaft regelrecht verpönt ist: Zuzugeben, dass mein Tempo, mein Seelentempo, einfach langsamer ist. Und ich wette, da bin ich nicht die Einzige.
Unser ökonomisches System ist ungesund für Körper und Seele
Deshalb möchte ich diese kleine Geschichte heute mit dir teilen – denn vielleicht erlaubt dir dies auch zu deinem Tempo zu stehen – egal wie schnell oder langsam – hauptsache es tut dir gut. Und ich bin müde, so zu tun, als wären die Grundfesten auf die unser gesamtes ökonomisches und deutsch-effizientes System aufgebaut sind (und das sage ich studierte Ökonomin) irgendwie gesund für unseren Körper und unsere Seele.
Die Idee der Gewinnmaximierung (und teils menschenverachtenden Idee des Humankapitals) hat mich schon immer irritiert und es gibt auch die Bewegungen, die nicht das unendliche Wachstum propagieren und nun ja in Zeiten von drohender Klimakatastrophe scheint das langsam in den meisten Köpfen auch anzukommen.
Aber bis dahin braucht es noch einige kluge Köpfe und VorangängerInnen wie dich, die im Großen oder Kleinen zeigen, wie das konkret in der Praxis aussehen kann. Und alles fängt ja bekannterweise bei uns selbst an. Und das bedeutet eben selbst mal den Fuß vom Gas zu nehmen und nicht mit 300km/h durchs Leben zu schießen.
Langsamkeit ist das neue Erfolgreich
Falls du dich in diesen Zeilen wiedererkennst, dann lasst uns gemeinsam vorleben, dass Langsamkeit das neue Erfolgreich ist – und nicht weiterhin dauerhafte Geschäftigkeit und Hektik glorifizieren – denn Burnout und Seelenleiden sind leider zur Volkskrankheit geworden und kosten schlimmstenfalls Leben.
Bezeichne andere Menschen nicht als faul, wenn sie langsamer sind oder nicht 100 Bälle gleichzeitig in der Luft jonglieren können oder wollen – und vor allem – fang bei dir und deinem Self-Talk, also wie du mit dir redest, an und mach dich selbst nicht fertig, wenn du nicht immer alles perfekt schaffst oder einfach mal mehr Schlaf oder mehr freie Tage brauchst. Hoch lebe die neue Langsamkeit!
Eine kleine Geschichte: 10.000 Tage, 93.000 Stunden, 33 Jahre Anstrengung
Und passenderweise habe ich heute eine schöne Passage im Buch „Think the Yoga-Way“ von der wundervollen Bettina Schuler dazu gelesen:
„Patanjali hat also vollkommen Recht, wenn er die Hast als ein großes Hindernis auf unserem Weg zum Glück ansieht, und wir tun gut daran, uns in unserem Alltag immer wieder daran zu erinnern, dass Entschleunigung auch eine Möglichkeit ist. Es ist allerdings nicht leicht, sein Tempo einen Gang herunterzufahren. (…) Manche Menschen mag das irritieren. Ja, vielleicht denken sie sogar, wir wären träge, nur weil wie nicht so schnell wie der Durchschnitt sind. Doch davon sollten und dürfen wir uns nicht beirren lassen, sondern stattdessen, wie uns Patanjali rät, mit stetiger Beharrlichkeit auf unserem Weg in unserem Tempo voranschreiten. Nur dann können und werden wir auch unsere Ziele erreichen.“
[Die Autorin teilt dann eine Geschichte von einem Landpostboten, der 33 Jahre auf seinem Dienstweg Muscheln, Steine und Kiesel sammelte und ein Palais in seinem Garten baute, dass 30 x 15 Meter groß und bis zu 13 Meter hoch war. Die Nachbarn belächelten ihn und nannten ihn einen Spinner. Heute steht das Werk des Einzelgängers unter Denkmalschutz.]
Ein Beispiel, das zeigt, dass wir Langsamkeit nicht mit Faulheit verwechseln dürfen.
„’10.000 Tage, 93.000 Stunden, 33 Jahre Anstrengung’ steht auf einer Inschrift an dem Monument. So viel Zeit hat der Postbote in die Verwirklichung seine Traumes gesteckt. Ein Traum, der damals sicher irrsinnig erschien, an dem er aber unbeirrt festgehalten hat und dem er Schritt für Schritt ein Stückchen näher gekommen ist. Ein Beispiel, das zeigt, dass wir Langsamkeit nicht mit Faulheit verwechseln dürfen.“
Also meine Liebe, die du bis hierher gelesen hast. Träume zu verwirklichen, wie das eigene Business zu gründen oder etwas ganz anderes zu machen – das dauert manchmal einfach sehr viel länger, als wir anfangs dachten.
Träume zu verwirklichen – das dauert manchmal einfach sehr viel länger, als wir anfangs dachten.
Gib deshalb nicht auf, bleib beharrlich dabei und schalte auch einfach mal einen Gang runter. Darin liegt vielmehr eine Tugend als eine Schwäche! Ich glaube an dich, egal, was für eine verrückte Idee du realisieren möchtest!