Anna van Koetsfeld fing bereits während ihrer Studienzeit bei der Verlagsgruppe Gruner&Jahr an. Dort arbeitete sie zunächst beim STERN, verantwortete später als Publishing Managerin Magazine wie essen&trinken, Chefkoch sowie die Markenführung der Frauenmagazine BARBARA und BRIGITTE. Mittlerweile leitet Anna die BRIGITTE Academy - eine Weiterbildungsplattform, die sich zum Ziel setzt, Frauen zu ermutigen und zu unterstützen sowie Möglichkeiten fürs Netzwerken schafft – zum Beispiel in Form des BRIGITTE Job-Symposiums, das dieses Jahr am 27. September 2018 in Essen stattfindet. Im Interview spricht Anna über die Chancen und Möglichkeiten der neuen Arbeitswelt, ihren persönlichen Führungsstil, Kommunikationsfallen und Achtsamkeit im Alltag.
Anna, du leitest seit August 2017 die BRIGITTE Academy. Wie hat sich deine Karriere bis hin zur Leiterin entwickelt und was war dabei deine größte Lernerfahrung?Ich habe Anfang 2010 nach meinem Studium International Business and Management als Praktikantin im Verlag angefangen, seinerzeit beim STERN. Schnell wusste ich: hier gefällt es mir, hier will ich bleiben. Also habe ich immer eine extra Runde gedreht, noch eine Aufgabe mehr übernommen. Der Einsatz hat sich gelohnt: ich bekam direkt einen Anschlussjob.
Nach der Zeit beim STERN, wo ich gesellschafts-politische Projekte verantwortete, führte es mich kurz in die Unternehmenskommunikation, bevor ich 2014 als Publishing Managerin in der Verlagsgruppe „Food“ mit den Titel essen&trinken, Chefkoch, BEEF! etc wechselte. Parallel dazu bekam ich ein Stipendium für den berufsbegleitenden MBA in Medienmanagement an der Hamburg Media School. Das bedeutete: ab auf die Schulbank an den Wochenenden. Eine intensive, aber absolut lehrreiche Zeit.
2015 dann wechselte ich die Verlagsgruppe „Women“, in der die BRIGITTE beheimatet ist. Ein Highlight in dem Jahr war der Launch unserer neuen Zeitschrift BARBARA mit Barbara Schöneberger. Die Einführung war eine irre spannende Zeit und ich habe eine Menge gelernt! 2017 dann gründeten wir aus der BRIGITTE heraus die BRIGITTE Academy, die ich seither aufbaue und leite. Ich bin also eine Art Start-Up in einem Konzern, quasi eine Intrapreneurin.
Ich selbst hatte und habe nie einen genauen Plan, was meine Karriere angeht. Aber ich bin immer neugierig und nehme Bälle auf, wenn sie mich ansprechen und ich Potenzial sehe.
Ich selbst hatte und habe nie einen genauen Plan, was meine Karriere angeht. Aber ich bin immer neugierig und nehme Bälle auf, wenn sie mich ansprechen und ich Potenzial sehe. Viele beschweren sich über die fehlende Beförderung in ihrem Unternehmen. Da kann ich nur raten, selbst die Dinge in die Hand zu nehmen und mitzugestalten – so werden andere auch auf einen aufmerksam.
Am 27. September 2018 findet in Essen das BRIGITTE Symposium statt. Kannst du uns mehr über dieses Eventformat von euch erzählen? Was erwartet die Besucherinnen?
Die rund 1000 Besucherinnen erwartet ein vielfältiges Programm mit über 60 namhaften Speakern, rund um die Themen: New Work, Karriere, Kommunikation, Selbstmanagement, Finanzen und Working Moms
In verschiedenen Vorträgen, Workshops, Coachings und Meet-Ups können sich die Besucherinnen informieren, austauschen und inspirieren lassen
Unter anderem wird es ein Meet-Up mit der „Juramama“ Nina Straßner geben, rund um das Thema Arbeitsmodelle 2.0 und unterschiedlichste Vorträge, Meet-Ups und Classes zum Thema Karriere, unter anderem mit Richard David Precht (Philosoph) , Ildikó von Kürthy (Autorin) und Tijen Onaran (Unternehmerin).
Auf eurem Symposium gibt es einen Vortrag mit dem Titel: „Ich rede – Kommunikationsfallen und wie man sie umgeht“ von Isabel Garcia. Welche Kommunikationsfehler hast du rückblickend gemacht und wie hast du diese erfolgreich transformiert?Ein klassischer Kommunikationsfehler, der mir früher viel zu oft passiert ist: ich habe zu wenig nachgefragt, aus Stolz oder auch aus Unsicherheit. Insbesondere in Meetings mit vielen Männern habe ich mich nicht getraut, nachzufragen – bei Dingen, die ich nicht verstanden habe, oder bei Themen, denen ich skeptisch gegenüber war. Männer würden so etwas doch nie machen: dort wird immer direkt (kritisch) nachgefragt.
Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass es nicht nur unsinnig ist, nicht nachzufragen, sondern auch viel Zeit kostet, sich Informationen selbst zusammen zu suchen. Glücklicherweise hatte ich seinerzeit eine Chefin, die mich einmal fragte, warum ich immer nach den Terminen mit Fragen und guten Ideen zu ihr käme; ich könne das doch gerne mal in den Meetings vor allen ansprechen, schließlich sollen alle involviert sein und daran teilhaben. Das war ein echter Denkanstoß!
Daher pflege ich heute eine sehr offene Kultur des Diskutierens, Nachfragens und Debattierens auch mit meinen Mitarbeitern und Kollegen. Frei nach dem Motto: es gibt keine dummen Fragen; es gibt nur dumme Antworten.
Daher pflege ich heute eine sehr offene Kultur des Diskutierens, Nachfragens und Debattierens auch mit meinen Mitarbeitern und Kollegen. Frei nach dem Motto: es gibt keine dummen Fragen; es gibt nur dumme Antworten. Sicher spielt auch das Auftreten und die Selbstsicherheit eine wichtige Rolle dabei, aber auch das kann man lernen. Teilnehmerinnen des Symposiums können sich auf Isabel Garcia freuen, denn von ihr bekommt man viele hilfreiche Tipps – auch ich habe schon viel von ihr gelernt.
Es gibt zudem Vorträge, u.a. von Philosoph Richard David Precht über die digitale Revolution und die Zukunft der Arbeit. Wo siehst du persönlich die Zukunft der Arbeit? Und welche Vorteile bieten die neuen Arbeitswelten insbesondere Frauen?Ich bin davon überzeugt, dass neue Arbeitswelten enorm viele Chancen und Möglichkeiten mit sich bringen – insbesondere, und das empfinde ich als den größten Vorteil: es wird flexibler und weniger starr.
Sei es bei Homeoffice-Varianten oder sonstigen Arbeitszeitmodellen. Das soll nicht heißen, dass man sich in Zukunft nicht mehr treffen und miteinander reden soll. Aber auch die Meeting-Kultur wird sich ändern. Weg von großen und schwerwiegenden Jour Fixen, hin zu agileren Stand-Ups. Heutzutage haben in der Regel noch immer die Frauen die Hauptverantwortung für den privaten Lebensbereich, sei es bei der Kinderbetreuung oder auch bei der Pflege von Angehörigen.
Ich bin davon überzeugt, dass neue Arbeitswelten enorm viele Chancen und Möglichkeiten mit sich bringen.
Unsere jüngste BRIGITTE-Studie zeigt jedoch: Frauen haben immer noch erhebliche Probleme bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das muss sich ändern und dabei können neue Arbeitswelten helfen, indem man zum Beispiel mehr Flexibilität anbietet. Und durch die Digitalisierung ist dies natürlich möglich!
Podiumsdiskussion auf dem ’BRIGITTE Job Symposium‘ in Hamburg. (Photo by Franziska Krug)
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Wie würdest du deinen persönlichen Führungsstil beschreiben? Und warum bist du überzeugt, dass dieser für dich und das Unternehmen Erfolg bringt?Ich führe so, wie ich es auch immer von Vorgesetzten vorgelebt bekommen habe und noch immer bekomme: mit viel Freiräumen. Es wird schon einen Grund haben, warum man den einen und nicht den anderen Mitarbeiter in sein Team geholt hat – diesem sollte man dann auch einen gewissen Raum und Verantwortungsbereich geben, in dem sie oder er selbst gestalten und lernen kann.
Ich bin überzeugt davon, dass Mitarbeiter produktiver, effizienter und vor allem motivierter arbeiten, wenn man ihnen das Gefühl gibt, Verantwortung zu übernehmen.
Was bei einem solchen Führungsstil jedoch wichtig ist: man muss als Sparring-Partner da sein. Ein regelmäßiger Austausch ist als ein absolutes Muss – nur so kommen neue Ideen zustande. Ich bin überzeugt davon, dass Mitarbeiter produktiver, effizienter und vor allem motivierter arbeiten, wenn man ihnen das Gefühl gibt, Verantwortung zu übernehmen. Und das wiederum trägt zum Erfolg eines jeden Unternehmens bei.
Da auch Achtsamkeit im Job im Symposium thematisiert wird, interessiert mich, wie du achtsam im Arbeitsalltag agierst und welche deine persönliche Ruhe-und Energieoasen sind? Was ist die achtsamste Entscheidung die du täglich für dich triffst?
Ich muss gestehen: ich muss mich immer wieder daran erinnern, achtsam mit mir selbst zu sein, denn wenn ich für etwas im Job brenne, liegt mir das Gas-Pedal näher als die Bremse.
Das macht auf der einen Seite irre viel Spaß. Auf der anderen muss man darauf achten, einen Ausgleich zu finden. Diesen hole ich mir beim Sport.
Mein Energie- und Gute-Laune-Akku wird aufgefüllt, wenn ich morgens vor der Arbeit an der Alster joggen, oder im Freibad nebenan schwimmen gehe.
Anschließend belohne ich mich mit einem großen Kaffee und einem Green Smoothie, den ich frisch zubereite. Das ist mein Ritual und macht mich glücklich. Na klar, und im Sommer verbringe ich ohnehin so viel Zeit wie möglich draußen. Am liebsten mit Freunden und gutem Essen.
Ich muss mich immer wieder daran erinnern, achtsam mit mir selbst zu sein.
Jeden Abend frage ich mich: was hat dich heute glücklich macht und was nicht. Was mich unglücklich gemacht, gilt es dann zu eliminieren, was mich glücklich macht, fortzuführen. Somit versuche ich von Tag zu Tag mehr achtsame Entscheidungen zu treffen!