Interview mit Milena Glimbovski, Gründerin von Original Unverpackt & Ein guter Plan: „Man muss Lernen ‚Nein‘ zu sagen!“

Maxi Knust

Milena Glimbovski studierte, nach einer Ausbildung zur Grafikdesignerin, Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin. Die Idee für einen Supermarkt ohne Verpackungsmüll, die Milena schon als Kind hatte, verfestigte sich während eines gemütlichen Kochabends bei einer Freundin. Kurz darauf entschloss sie sich, ihre Idee in die Tat umzusetzen und eröffnete 2014 mit „Original Unverpackt“ das erste verpackungs­freie Geschäft in Deutschland. Das Konzept eines Supermarkts, der auf Einwegverpackungen verzichtet und somit auf weniger Müll und mehr Nachhaltigkeit setzt, hatte Milena zuvor über eine Crowdfunding-Plattform vorgestellt. Mit über 4.000 Unterstützern und einem Funding von über 100.000€ wurde dies zu einer der erfolgreichsten und bekanntesten Crowdfunding-Kampagnen in Deutschland. 2015 hat Milena zudem mit ihrem Mitgründer Jan Lenarz das Buch „Ein guter Plan“, eine Mischung aus Terminkalender und Lebensplaner, der zu mehr Achtsamkeit im Alltag verhilft, entwickelt und erfolgreich im Selbstverlag herausgebracht. 

​Interviewauszug aus „The Female Founders Book. Das Buch für unternehmerische Inspiration“

​​Original Unverpackt-Gründerin ​Milena Glimbovski – Erfolgreich mit ​Zero-Waste-Store

​Wie bist du auf die Idee zu Original Unverpackt gekom­men?

Die Idee hatte ich schon mit acht Jahren. Damals lief eine Kindersendung, in der Kinder in einem Supermarkt einkaufen gingen. Sie hatten ihre eigenen Behälter mitgebracht und haben alle Produkte, wie beispielsweise Milch, umgefüllt und die leeren Tetra Paks zurückgelassen.

Das fand ich genial und fragte mich, warum wir nicht so einkaufen. Während des Studiums habe ich öfter bei einer Freundin gegessen. Dabei entstand immer sehr viel Müll und mir fiel meine Frage aus der Kindheit wieder ein. So entstand die Idee zu Original Unverpackt, einem Einkaufsladen ohne Verpackungen, der nur wenig Müll erzeugt.

Wie ging es dann weiter?

Ich habe zuerst einen Businessplan geschrieben, aber da ich keine BWLerin bin, war es zuerst schwierig, ein Geschäfts-konzept zu entwickeln. Ich habe jedoch alles langsam er-arbeitet und mit dem fertigen Geschäftsplan am Business-plan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg teilgenommen. Dort kam Original Unverpackt auch noch zwei Stufen weiter, und plötzlich war ich mittendrin in der Gründerszene, habe mit Banken und anderen Interessenten gesprochen.

Unser Laden bietet die Möglichkeit, ​an den riesigen Müllberge zu Hause etwas zu ändern.

​Es gab sehr viel positives Feedback für meine Idee und ich entschloss mich, sie wirklich zu realisieren. Irgendwann war der Laden plötzlich auf – zumindest kommt es mir jetzt im Nachhinein so vor. Die Idee hat auch so gut funktioniert, weil sie jeden anspricht. Jeder Mensch kennt die riesigen Müllberge zu Hause, und die meisten wollen ihren Abfall reduzieren. Unser Laden bietet die Möglichkeit, daran etwas zu ändern.

Du hast eine Crowdfunding-Kampagne durchgeführt, die sehr er­folgreich war. 45.000€ waren das Ziel, eingesammelt hat Original Unverpackt dann gut 100.000€.

Wie erklärst du dir den Erfolg und hast du vielleicht Tipps für andere?

Zum einen ging es um ein Thema, das viele Leute anspricht. Zum anderen hatte ich sehr genau kalkuliert, wie viele Menschen wir er­reichen können und auch, wie viel wir in etwa einnehmen können. Mein Tipp ist, dabei realistisch zu bleiben, denn es gibt nichts Frustrier­enderes, als viel Arbeit investiert zu haben und dann sein Ziel nicht zu erreichen.

Die richtige Werbestrategie macht einen Teil des Erfolgs einer Crowdfunding-Kampagne aus.

Außerdem macht die richtige Werbestrategie einen Teil des Erfolgs aus. Es wäre ein Fehler, wenn man zu viel Geld für das Werbevideo ausgibt, es zu unpersönlich gestaltet, und beispielsweise im Video nur das Produkt und nicht die Gründer zeigt. Das ist kein Crowdfunding. Die potenziellen Unterstützer wollen sehen, wer hinter der Idee steckt. Mein Tipp ist also, lieber ein halbwegs gutes Video mit Herz fürs Crowdfunding zu drehen, das alles im Wesentlichen erklärt.

The Female Founders Book. Das Buch für unternehmerische Inspiration

Dein Ziel ist es, dass jeder etwas nachhaltiger konsumiert. Wo kann man persönlich anfangen?

Unser Erfolgsgeheimnis ist sicher auch, dass wir niemanden etwas vorschreiben oder einen perfekten Lebensstil predigen. Ich bin selbst eher das Gegenteil von einer Perfektionistin und finde es daher gut, wenn man damit anfängt, eine Stofftasche statt einer Plastiktüte mit zum Einkauf zu nehmen, und sich dann Stück für Stück vorarbeitet. So ging es auch vielen unserer Kunden und manche haben nun ihren Abfall um 90 Prozent reduziert.

‚Nein‘ zu sagen fällt ja oftmals gar nicht so leicht.

Genau, es ist immer unangenehm, etwas anzusprechen, das einen stört, denn eigentlich will man lieber Frieden und Harmonie. Aber man muss es trotzdem machen und gegebenenfalls dann auch sagen: „Das ist nicht in Ordnung. Das geht so nicht.“ Und das ist sehr schwer, weil wir als Frauen dazu erzogen worden sind, immer nett und freundlich zu bleiben.

Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass die Selbstständigkeit emo­tional sehr herausfordernd sein kann. Du hattest 2015 auch einen Burnout. Wie gehst du mittlerweile mit extrem stressigen Tagen um?

Man muss sich erstmal darüber bewusst werden, dass es nur ein temporärer Zustand ist, in dem der ganze Stress zusammenkommt. An solchen Tage rede ich mir nicht ein, dass ich das schon schaffe, sondern lasse die Arbeit ruhen.

Ich bleibe dann zu Hause, schaue mir Serien an und komme runter. Meist ist es bereits mit einer solchen klei­nen Ruhepause getan. Es ist wichtig, dass man sich erlaubt, auch mal eine Pause zu machen. Das Unternehmen läuft auch weiter, wenn ich mir mal eine Woche Urlaub gönne. 

Es ist wichtig, dass man sich erlaubt, auch mal eine Pause zu machen.

Ein weiterer Tipp ist, manche Auf­gaben an einen Freiberufler oder Praktikanten abzutreten, um so die Arbeitsmenge zu reduzieren. Klar ist das finanziell nicht immer drin, aber eine ruinierte Gesundheit kommt einen ebenso teuer zu stehen.

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