Interview mit Delia Lachance, Gründerin Westwing: „Man muss lernen Verantwortung abzugeben!“

Maxi Knust

Delia Lachance (geb. Fischer) hatte schon immer ein Faible für schöne Dinge. Bereits während ihres Studiums in Modejournalis­mus und Medienkommunikation in München begann Delia bei der Modezeitschrift Elle zu arbeiten. Nach ihrem Abschluss wechselte sie als Redakteurin zur Elle Decoration, einer Zeitschrift für Einrichtungs- und Wohntrends. Delias Leidenschaft für Interior und Design, die auch stark vom feinen Einrichtungsgespür ihrer Mama geprägt wurde, und das Entdecken einer Marktlücke, brachten die junge Gründerin schließlich auf die Idee zu Westwing. Westwing ist Europas größter Shopping-Club für Möbel und Interior-Accessoires mit 30 Millionen Mitgliedern in 14 Ländern, in denen das Unternehmen mittlerweile aktiv ist [Stand 2017]. „Einrichten soll Freude und das Zuhause gute Laune machen!“ – Unter diesem Motto folgte Delia ihrer Leidenschaft für schöneres Wohnen. 

​Interviewauszug aus “The Female Founders Book. Das Buch für unternehmerische Inspiration”

​​Westwing-Gründerin Delia Lachance – Erfolgreich mit ​Interior-OnlineStore

Schöne Interior-Produkte online kaufen – damit hast du eine Marktlücke in Deutschland erkannt und die Chance genutzt Westwing zu gründen. Wie kam es dazu?

Mein Job bei Elle und Elle Decoration hat mir zwar sehr viel Spaß gemacht, aber ich wollte ab einem bestimmten Punkt auch etwas Eigenes gründen. Ich war immer etwas offener und habe mich nach neuen Möglichkeiten umgesehen. Ich hatte damals dann auch mehrere Geschäftsideen, allerdings verwarf ich auch alle wieder.

Durch meinen Job stellte ich dann fest, dass es viel Mode im Internet zu kaufen gab, aber kaum Einrichtungsgegenstände. Und selbst in einer Stadt wie München war es schwierig, kleinere Interior-Marken zu bekommen. Erst recht in kleineren Orten und Dörfern gibt es nahezu keine Geschäfte für schöne und individuelle In­terior-Produkte. Und gerade dort haben die Menschen große Häuser und Gärten, die sie schön einrichten wollen, da sich auf dem Land das soziale Leben insbesondere zu Hause abspielt.

Geschäftsideen können oftmals auch aus persönlichen Bedürfnissen entstehen.

​Geschäftsideen können oftmals auch aus persönlichen Bedürfnissen entstehen. Mich hat beispielsweise die Spanx-Gründerin Sara Blakely sehr inspiriert. Sie wollte unter ihrem Kleid eine schmalere Silhouette und als es kein passendes Produkt gab, hat sie es einfach selbst gemacht. Durch diese Inspiration entstand die Idee zu Westwing, einem Online-Kaufhaus, in dem hübsche Interior-Produkte verkauft werden.

Du hattest die Geschäftsidee zu Westwing, aber dann im Team mit vier Mitgründern gegründet. Wie entstand diese Zusammenarbeit?

Mein Mitgründer Stefan Smalla und ich kannten uns bereits lange vor der Gründung. Da Stefan der einzige Mensch war, den ich in der Start-up-Szene kannte, erzählte ich ihm damals von meiner Idee zu Westwing. Als er daraufhin etwas Marktforschung betrieb, stellte sich heraus, dass es tatsächlich eine Marktlücke gab. Stefan hat zu der Zeit zwar noch bei einer Unternehmensberatung gearbeitet, suchte jedoch nach einer neuen Herausforderung. Und so haben wir uns entschlossen, zusammen Westwing zu gründen.

​Es ist wichtig, dass man ein gutes Team hat, dem man vertrauen kann.

Wir haben dann zusammen einen Businessplan geschrieben und gemeinsam unseren ersten Investor gesucht. Doch als bald klar wurde, dass wir noch ein größeres Gründer-Team benötigen, haben wir dann unsere drei weiteren Mitgründer Georg Biersack, Tim Schäfer und Matthias Siepe ins Boot geholt. Jeder Mitgründer hatte wichtige Stärken und spezielle Kompetenz. Man kann nicht alles können. Und das muss man auch gar nicht. Wichtiger ist es, dass man ein gutes Team hat, dem man vertrauen kann.

Hattest du auch Angst bei der Gründung deines Unternehmens?

Ich hatte natürlich Angst vor der Gründung eines eigenen Unterneh­mens. Die meisten Ängste sind aber oft undefiniert. Man hat einfach vor irgendetwas Angst, kann dies aber nicht wirklich in Worte fassen.

Ich habe damals mit meiner Mutter gesprochen. Normalerweise sa­gen einem die Eltern ja eher, dass man lieber im sicheren Job bleiben sollte. Doch meine Mutter meinte, dass ich mir einfach überlegen sollte, was das Schlimmstmögliche ist, das passieren kann. Das war ein sehr guter Rat. 

Was war also das Schlimmste, was passieren konnte? Wenn es nach ein paar Monaten nicht geklappt hätte, dann hätte ich als Freelancer arbeiten oder einen neuen Job finden können. Ich war damals 27 Jahre und hatte keine Familie und keine Wohnung, die ich abbezahlen musste. Also, wenn nicht jetzt, wann dann?!

The Female Founders Book. Das Buch für unternehmerische Inspiration

Wie arbeitsintensiv waren deine ersten Jahre als Gründerin?

In den ersten zwei Jahren habe ich gar keinen Urlaub gemacht und auch an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet. Ein bis zwei Jahre kann man auch voll durchpowern, aber man sollte sich in Acht neh­men. Meine Freunde sagten damals zu mir, dass ich jetzt dringend eine Pause machen sollte und wir machten dann zwei Wochen Urlaub auf einem Boot – ohne Telefonempfang. Ich dachte erst, ich drehe durch. Aber der Urlaub und die Erholung haben mir sehr gut getan.

Mittler­weile achte ich darauf, dass ich in einem bestimmten Rhythmus ein langes Wochenende nehme oder im Sommer auch mal zwei Wochen Urlaub mache. Anderenfalls ist man nur noch in seinem Hamsterrad und kommt nicht mehr auf neue Ideen. Außerdem ist Priorisieren über­aus wichtig. Mir blutet zwar bei vielen Dingen das Herz, da ich einfach alles gerne machen würde. Doch das geht einfach nicht. Man muss lernen, bestimmte Dinge zu delegieren und den Mitarbeitern dafür auch die notwendige Verantwortung zu übergeben.

​Man muss lernen, bestimmte Dinge zu delegieren und den Mitarbeitern dafür auch die notwendige Verantwortung zu übergeben.

Du bist eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen in Deutschland. Hättest du dir das jemals träumen lassen?

Ich habe immer gerne gearbeitet, deshalb war mir eine gute Karriere schon immer wichtig. Aber ich glaube, dass man sein Karriere kaum planen, sondern nur auf seine Ziele hinarbeiten kann. Der Rest steht in den Sternen. Das ist aber auch das Schöne am Unternehmertum: Man hat zwar eine Richtung, aber es gibt auch immer wieder Über­raschungen. Bei mir passiert jeden Tag etwas, das nicht vorhersehbar war – und das finde ich wunderbar! 

Lade dir jetzt das kostenlose Gründerinnen E-Book mit weiteren Kurzinterviews herunter!

Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Article

Interview mit Lea Lange, Gründerin von Juniqe: „Das Gefühl, das Unternehmen weiterzuentwicklen, ist sehr bereichernd.“

Next Article

Interview mit Cécile Wickmann, Gründerin von Rebelle: „Das Wichtigste ist, dass man aus Fehlern lernt!“

Related Posts