Start-up-Metropole Berlin, digitale Mini-GmbHs, junge Gründer:innen: Die deutsche Gründungsszene ist in Bewegung. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und globaler Krisen beweisen Unternehmerinnen und Unternehmer Mut zur Selbstständigkeit. Der neue Bericht „Trends in German Business Incorporations“ vom ifo Institut in Zusammenarbeit mit der Stiftung Familienunternehmen wirft einen detaillierten Blick auf die Entwicklung der Kapitalgesellschaftsgründungen in Deutschland. Und er zeigt: Der Unternehmergeist lebt – wenn auch mit neuen Dynamiken und Herausforderungen.
Junge Gründer, neuer Schwung – Deutschlands Start-up-Szene trotzt der Krise
Trotz konjunkturellem Gegenwind zeigt sich Deutschlands Gründungsszene widerstandsfähig. Die Zahl der Unternehmensneugründungen hat sich auf hohem Niveau stabilisiert. Im Jahr 2023 wurden rund 93.000 Kapitalgesellschaften neu gegründet. Zwar liegt das leicht unter dem Rekordwert von 2022, doch historisch gesehen bleibt das ein starkes Signal für die wirtschaftliche Dynamik.
Besonders bemerkenswert ist die Verschiebung hin zu kleineren Gesellschaften: Der Anteil von GmbHs mit einem Stammkapital zwischen 1.000 und 10.000 Euro ist auf 43 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 lag dieser Anteil noch bei 14 Prozent. Diese Entwicklung spricht für eine zunehmende Flexibilität im Gründungsgeschehen und deutet darauf hin, dass mehr Unternehmer:innen mit schlanken, digitalen Modellen starten.
Gründer:innen werden jünger – und weiblicher
Die demografische Struktur der Gründer:innen zeigt ebenfalls eine spannende Dynamik: Fast jede zweite neue Kapitalgesellschaft wurde 2023 von Personen unter 40 Jahren gegründet. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Diese Verjüngungskur der Gründungsszene könnte langfristig zu einer noch innovationsfreudigeren Wirtschaft beitragen.
Auch beim Thema Diversität bewegt sich etwas. Der Anteil weiblicher Gründerinnen ist von 16 Prozent im Jahr 2017 auf mittlerweile 20 Prozent gestiegen. Das ist zwar noch kein Gleichstand, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Mehr Sichtbarkeit für Unternehmerinnen, gezielte Förderprogramme und Netzwerke könnten diesen Trend weiter verstärken. [Lies hierzu auch über den aktuellen Female Founders Monitor 2025]
Wirtschaft im Wandel: Dienstleistungen dominieren das Gründungsgeschehen
Ein Blick auf die Branchenverteilung macht deutlich: Die deutsche Wirtschaft befindet sich im strukturellen Wandel. Während klassische Sektoren wie Industrie oder Einzelhandel an Bedeutung verlieren, dominieren Dienstleistungen das Gründungsgeschehen. Besonders gefragt sind IT-Dienstleistungen, Unternehmensberatung, kreative Berufe sowie Gesundheits- und Sozialdienste.
Diese Entwicklung spiegelt nicht nur die Digitalisierung wider, sondern auch ein verändertes Werteverständnis vieler Gründer:innen, die mit ihrem Unternehmen auch gesellschaftlichen Impact erzielen wollen.
Um das Potenzial des starken Gründergeistes in Deutschland voll auszuschöpfen, braucht es jedoch mehr als nur Mut: politische Unterstützung, einfachere Gründungsprozesse, Zugang zu Kapital und bessere Infrastruktur.
Regionale Trends: Berlin bleibt vorn, der Osten holt auf
Berlin behauptet weiterhin seine Spitzenposition als Gründungshochburg Nummer eins in Deutschland. Nirgendwo sonst ist die Dichte an Neugründungen höher. Doch auch andere Regionen, insbesondere in Ostdeutschland, zeigen positive Entwicklungen. Sachsen, Thüringen und Brandenburg verzeichnen wachsende Gründungszahlen – ein Zeichen dafür, dass sich die Innovationslandschaft zunehmend dezentralisiert.
Diese Verlagerung birgt Chancen für den regionalen Strukturwandel und könnte langfristig zur Stärkung ländlicher Räume beitragen.
Fazit: Der Unternehmergeist lebt, aber er braucht bessere Rahmenbedingungen
Der Bericht zeigt: Trotz Unsicherheiten bleibt die Gründungsbereitschaft hoch. Die zunehmende Zahl junger, kleiner und flexibler Unternehmen beweist, dass es in Deutschland weiterhin Menschen gibt, die Verantwortung übernehmen und Neues wagen wollen. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, braucht es jedoch mehr als nur Mut: politische Unterstützung, einfachere Gründungsprozesse, Zugang zu Kapital und bessere Infrastruktur.
Wenn diese Voraussetzungen geschaffen werden, könnte die neue Gründer:innen-Generation zum entscheidenden Motor für wirtschaftliche Erneuerung und nachhaltiges Wachstum werden.
Quelle: Studie von Beauhurst