Die Gründerinnenlandschaft in Deutschland entwickelt sich dynamisch, doch Herausforderungen bleiben bestehen. Obwohl immer mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, sind sie im Start-up-Sektor weiterhin unterrepräsentiert. Der Female Founders Monitor 2025 analysiert die aktuelle Situation von Unternehmerinnen, identifiziert Barrieren und zeigt Möglichkeiten zur Förderung weiblicher Gründungen auf.
Besonders auffällig ist, dass weibliche Gründerinnen häufig in Bereichen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz wie Bildung, Gesundheit und Nachhaltigkeit aktiv sind. Dennoch stehen sie vor besonderen Herausforderungen, vor allem beim Zugang zu Finanzierungen und Netzwerken. Der Report zeigt auf, dass strukturelle Barrieren weiterhin bestehen und politische sowie wirtschaftliche Maßnahmen notwendig sind, um die Chancengleichheit zu erhöhen.
Status quo: Mehr Frauen gründen, aber…
Laut dem aktuellen Report nimmt die Anzahl weiblicher Gründungen weiter zu, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Nachhaltigkeit. Dennoch bleibt der Anteil von Frauen unter allen Start-up-Gründungen relativ niedrig. Strukturelle Barrieren wie erschwerter Zugang zu Finanzierung und fehlende Netzwerke bremsen viele Unternehmerinnen aus.
Einige zentrale Zahlen aus dem Report:
- Der Anteil von Frauen im deutschen Startup-Sektor liegt derzeit bei 18,8 %, ein Rückgang um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
- Im Gegensatz dazu beträgt der Anteil von Frauen bei allgemeinen Existenzgründungen 44 %, was zeigt, dass Frauen insgesamt nicht weniger gründen, sondern vor allem im Startup-Sektor unterrepräsentiert sind.
- Frauen sind besonders stark im Social Entrepreneurship oder in gesellschaftlich relevanten Branchen vertreten.
- Nur 17 % der weiblichen Gründerinnen haben einen Abschluss in einem MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), während es bei Männern 44 % sind.
- Männliche Gründer gründen häufiger mit mehreren Mitstreitern, während Frauen oft als Einzelgründerinnen starten, was sich auf den langfristigen Erfolg auswirken kann.
- Investitionen in Gründerinnen steigen – aber die Schieflage bleibt: Seit 2017 hat sich das investierte Wagniskapital in Startups mit mindestens einer Gründerin vervierfacht. Dennoch fließen weiterhin 91 % des Kapitals an rein männliche Teams.
Finanzierung bleibt eine große Hürde
Ein zentrales Problem bleibt die Kapitalbeschaffung. Der Report zeigt, dass Start-ups von Frauen weniger Venture Capital erhalten als die ihrer männlichen Kollegen. Nur ein Bruchteil der Investorengelder fließt in von Frauen geführte Unternehmen. Rein weibliche Gründerteams erhalten weniger als 5 % des gesamten Wagniskapitals in Deutschland. Männlich dominierte Teams hingegen profitieren deutlich häufiger von Finanzierungsrunden mit hohen Beträgen.
Ein weiteres Problem ist die geringe Anzahl weiblicher Investorinnen. Frauen in Entscheidungspositionen bei Venture-Capital-Fonds sind rar, was oft zu einer Verzerrung in der Vergabe von Investitionen führt. Rund 85 % der Venture-Capital-Entscheider in Deutschland sind männlich. Dies führt dazu, dass Investitionsentscheidungen oft aus einer männlich geprägten Perspektive getroffen werden. Um hier einen Wandel zu bewirken, sind gezielte Förderprogramme, bessere Rahmenbedingungen für Investorinnen und eine stärkere Sichtbarkeit erfolgreicher weiblicher Unternehmerinnen notwendig.
Netzwerke und Vorbilder als Erfolgsfaktoren
Netzwerke spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Start-ups. Weibliche Gründerinnen profitieren besonders von Mentoring-Programmen und spezifischen Netzwerken für Frauen. Laut dem Report haben 61 % der männlichen Gründer Zugriff auf bestehende Unternehmernetzwerke, während es bei den Frauen nur 47 % sind. Diese Unterschiede wirken sich direkt auf die Chancen für Partnerschaften, Investitionen und Skalierung aus.
Auch die Sichtbarkeit erfolgreicher Unternehmerinnen kann eine motivierende Wirkung haben (weshalb ich übrigens FEMPRENEUR gegründet habe und das Buch FEMPRENEUR BUSINESS STORIES geschrieben haben). Eine größere Präsenz weiblicher Role Models in den Medien, in Panels und auf Gründer-Events könnte dazu beitragen, mehr Frauen für die Selbstständigkeit zu begeistern und die Wahrnehmung weiblicher Führungskräfte zu stärken.
Nachhaltigkeit und Impact als Wachstumstreiber
Ein bemerkenswerter Trend ist der starke Fokus weiblicher Start-ups auf soziale und nachhaltige Geschäftsmodelle. Unternehmen, die auf Impact setzen, gewinnen zunehmend an Bedeutung und zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung Hand in Hand gehen können. Rund 35 % der weiblich geführten Start-ups setzen auf Nachhaltigkeit und soziale Innovation, während es bei männlichen Start-ups nur 22 % sind.
Dieses Engagement zeigt, dass Frauen eine zentrale Rolle in der Entwicklung nachhaltiger und sozialverträglicher Geschäftsmodelle spielen. Trotzdem werden Start-ups mit sozialem Fokus oft als weniger profitabel wahrgenommen, was die Kapitalbeschaffung erschwert. Hier sind neue Finanzierungsinstrumente wie Impact-Investments gefragt, um das Wachstum dieser Unternehmen zu unterstützen.
Fazit: Potenziale nutzen und strukturelle Barrieren abbauen
Der Female Founders Monitor 2025 macht deutlich, dass es Fortschritte gibt, aber weiterhin Handlungsbedarf besteht. Neben finanziellen Anreizen braucht es mehr Frauen in Führungspositionen, bessere Rahmenbedingungen und eine stärkere Vernetzung von Unternehmerinnen.
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind gefragt, diese Entwicklung aktiv zu unterstützen. Nur durch gezielte Förderung und strukturelle Veränderungen kann das volle Potenzial weiblicher Gründerinnen ausgeschöpft werden.
Den Female Founders Monitor 2025 vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. kannst du hier herunterladen.