Fatou Diakité-Micklisch arbeitete 11 Jahre als festangestellte Personalberaterin und machte sich 2018 mit ihrer eigenen Personalberatung hrspecs. selbstständig, wo sich auf ‘Active Sourcing’ fokussiert. Das heißt, sie bringt Talente, die zwar nicht direkt auf der Suche sind, aber offen für eine Veränderung, mit den passenden Unternehmen zusammen. Fatou’s Ziel ist es dabei, ihre kleinen und mittelständigen Kunden darin zu unterstützen, die richtigen Talente zu finden. Denn Mitarbeiter werden das USP der Zukunft sein, so erzählt die Gründerin. Sie wünsche sich, dass alle Menschen glücklich und zufrieden in ihrem Job sind und ihr volles Potenzial in einem wertschätzenden, offenen Umfeld ganz authentisch entfalten können. Über ihre Gründungsanfänge, ihre Motivation und ihre Visionen spricht Fatou in diesem FEMPRENEUR Interview.
Interview
Du hast dich 2018 selbstständig gemacht. Was war deine Motivation dazu?
Weil ich kein Unternehmen gefunden habe, das mir die Chance geboten hat, zu 100 Prozent so zu arbeiten, wie ich es möchte. Ich habe über 10 Jahre als Personalberaterin gearbeitet und war dabei immer irgendwie eingeschränkt. Das betrifft die Bereiche und Regionen, mit denen ich mit Kunden zusammen arbeiten durfte. Das wollte ich ändern.
Und jetzt habe ich die freie Entscheidung mit den Kunden zu arbeiten, zu denen ich bereits ein Vertrauensverhältnis aufgebaut habe, um sie bei der Besetzung unterschiedlicher Vakanzen zu unterstützen. Das können ITler sein, Menschen aus dem Sales & Marketing oder Pharmaspezialisten sowie Architekten.
Mir ist es wichtig, meine Arbeit mit dem Alltag meiner Familie zu verbinden.
Außerdem ist es mir wichtig, meine Arbeit mit dem Alltag meiner Familie zu verbinden. Da ich sehr viel telefoniere, kann ich das wunderbar von zuhause erledigen und bin auch abends sehr flexibel.
Mich motiviert es auf jeden Fall, Menschen entsprechend Ihrer Talente und Fähigkeiten in die richtigen Positionen zu bringen. Manchmal sehen Personalverantwortliche das Potenzial der Talente nicht sofort. Und ich möchte Entscheider dazu sensibilisieren, Menschen eine Chance zu geben, auch wenn sie vermeintlich nicht zu 100 Prozent passen.
Ich bin der Meinung, dass es um die Potenziale geht, die ein Mensch in sich hat und nicht um den CV.
Viele sprechen vom Fachkräftemangel, weil sich alle am vermeintlichen Idealbild eines Wunschkandidaten orientieren. Aber ich bin der Meinung, dass es um die Potenziale geht, die ein Mensch in sich hat und nicht um den CV.
Du hast mit HRSpecs deine eigene Personal Sourcing Firma gegründet. An wen richtet sich deine Dienstleistung und warum hast du dich für diese Zielgruppe entschieden?
Ich bin ein Bindeglied zwischen einstellenden Unternehmen und Kandidaten. Meine Erfahrung zeigt, dass meine Dienstleistung bei Unternehmen mit weniger ausgeprägten Strukturen mehr Wirkung entfaltet und das sind häufig kleine und mittelständische Unternehmen.
Bei den Kandidaten spreche ich hauptsächlich latent suchende Personen an. Das sind Talente, die nicht dringend auf der Suche, aber offen für eine Veränderung sind. Mit Hilfe des Active Sourcing begeistere ich diese für meine Kunden.
Am besten funktioniert die Zusammenarbeit, wenn meine Werte auch mit den Werten meiner Kunden übereinstimmen.
Meine Kunden sind hauptsächlich Unternehmen, die z.B. keine eigene Recruitingabteilung haben oder einfach nicht wissen, welche Faktoren heutzutage entscheidend sind, Talente zu gewinnen und ich begleite sie durch den ganzen Prozess.
Am besten funktioniert die Zusammenarbeit, wenn meine Werte auch mit den Werten meiner Kunden übereinstimmen. Mit dieser Überzeugung begeistere ich dann die passenden Talente für meine Kunden.
Was genau ist Active Sourcing? Und warum ist Personal ein so wichtiges Thema? Für dich und für die Unternehmen?
Beim Active Sourcing geht es ums Finden und Gewinnen latent suchender Talente. Die Zeiten, in denen ausschließlich über Stellenanzeigen rekrutiert wird, sind vorbei. Heutzutage entscheiden sich die Talente für ihren Arbeitgeber und nicht umgekehrt. Man muss diese Talente wie ein Detektiv aufspüren.
Dazu muss ich rausfinden, wo sie sich online aufhalten. Das können Businessnetzwerke, Social Media Plattformen oder Online Communities sein. Dort werfe ich gezielt meinen Köder aus und zwar in einer wertschätzenden und individuell zugeschnittenen Ansprache.
Beim Active Sourcing geht es ums Finden und Gewinnen latent suchender Talente – also Talente, die nicht dringend auf der Suche, aber offen für eine Veränderung sind.
Bereits jetzt schon sind die Mitarbeiter der Engpass, d.h. die Umsetzung von Projekten in den Unternehmen hängt davon ab, ob es genügend talentierte Mitarbeiter gibt. Für viele Unternehmen ist der Fachkräftemangel eine Erfolgsbremse oder sogar eine Existenzbedrohung.
Viel Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, die passenden Mitarbeiter zu finden. Kleine und mittelständische Unternehmen sind oft nicht sichtbar am Markt. Und somit haben potenzielle Kandidaten diese gar nicht auf dem Schirm.
Wie siehst du die Entwicklungen im Personalmanagement in den kommenden 10 Jahren?
HR muss natürlich digitaler und gleichzeitig auch menschlicher werden. Auf den ersten Blick sieht das nach einem Widerspruch aus. Maschinen sind uns Menschen in gewissen Dingen bereits heute überlegen. Da ist es doch toll, wenn uns die sog. Künstliche Intelligenz bei sich wiederholenden Prozessen unterstützt.
Wir Menschen können uns dann viel mehr auf die zwischenmenschlichen Aspekte konzentrieren und da meine ich z.B. die Kandidatenorientierung, lebenslanges Lernen oder auch Change Prozesse.
Die Entwicklungen in HR: Der Mensch rückt in den zentralen Mittelpunkt.
Das Thema Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren eher verstärken, so dass sich die Unternehmen mit dem Thema Kulturwandel befassen müssen, also wofür stehen sie, welche Menschen wollen sie anziehen und welche eben nicht. Es wird essentiell sein, Talente an Unternehmen zu binden und gleichzeitig offen und flexibel für Neues zu bleiben. Der Mensch rückt also in den zentralen Mittelpunkt.
Von einem Jahrzehnt als Angestellte hin zur Unternehmerin. Was waren die größten Veränderungen für dich dabei, die du nicht erwartet hast?
Zu Beginn meiner Selbständigkeit war es eine große Veränderung nicht mehr in einem Großraumbüro mit vielen Kollegen zu sitzen, sondern mit mir alleine im Home-Office zu arbeiten. Denn der Austausch ist sehr wichtig, vor allem, wenn man einfach mal rüber laufen kann, um einen Kollegen um Rat zu fragen.
Allerdings erlebe ich dies als eine völlig neue Form der Freiheit, denn nun kann ich meine Zeit nach meinen Bedürfnissen gestalten und mit den Kunden arbeiten, die zu mir passen. Auf der anderen Seite bin ich nun für alles verantwortlich, wie z.B. mein Selbstmarketing und die Buchhaltung, was mehr Zeit in Anspruch nimmt als gedacht.
Was waren deine größten Herausforderungen auf dem Weg zum eigenen Business? Und welche Tipps hast du für andere Gründerinnen?
Zuerst stellte ich mir die Frage, ob ich die Selbständigkeit überhaupt wagen soll und wie ich am besten starte. Toll war, dass ich direkt zu Beginn als Freelancerin im Bereich Talent Acquision eines großen Pharmaunternehmens gearbeitet habe. Damit hatte ich unmittelbar erste Umsätze.
Mein Tipp für alle Gründerinnen ist: finde heraus, was Du wirklich möchtest und dann geh DEINEN Weg.
In dieser Zeit habe ich schnell festgestellt, was mir wichtig ist: nämlich dass ich gerne mit verschiedenen Kunden „gleichzeitig“ arbeite und dass ich ortsunabhängig arbeiten möchte, damit ich Zeit habe, um mich persönlich stärker zu vernetzen.
Nebenbei gab es auch viel Papierkram zu organisieren, wie die Beantragung des Gründungszuschusses, wofür ich erst mal einen Businessplan geschrieben habe und Versicherungsthemen. Ich bin erstaunt gewesen, um wie viel Bürokratie ich mich zu Beginn gekümmert habe.
Hab Spaß bei dem, was Du tust!
Mein Tipp für alle Gründerinnen ist: finde heraus, was Du wirklich möchtest und dann geh DEINEN Weg. Hole Dir von Anfang an Unterstützung durch einen Coach, der Dich auf Deiner Reise begleitet. Es gibt viele Events für GründerInnen, wo sich Gleichgesinnte austauschen können, also geh netzwerken.
Zu guter Letzt: Hab Spaß bei dem, was Du tust! – Denn die Begeisterung spürt Dein Gegenüber und Kunden kaufen dort, wo sie sich als Mensch wahrgenommen fühlen.
Welcher Teil deiner Arbeit macht dir am meisten Spaß und worin liegt für dich der Vorteil Selbstständig zu sein?
Ich kann Urlaub nehmen, wann ich möchte… Nein, im Ernst. Ich kann endlich meine Arbeit zu 100 Prozent so ausüben, wie ich es für richtig halte. Ich habe eine klare Strategie, mit wem ich zusammen arbeiten möchte. Natürlich trage ich dabei die volle Verantwortung und genau das mag ich!
Ich kann endlich meine Arbeit zu 100 Prozent so ausüben, wie ich es für richtig halte und ich habe eine klare Strategie, mit wem ich zusammen arbeiten möchten.
Außerdem mag ich es Menschen zusammen zu bringen und zu treffen. Dabei gehe ich auf Events, was vorher überhaupt nicht möglich war.
Ich mag es meine Kunden und Kandidaten genau kennenzulernen, zu verstehen, was sie möchten und wie sie ticken. Dann gehe ich gezielt auf die Suche nach den richtigen Talenten, spreche diese online an und telefoniere dann mit Ihnen. Ich begleite den kompletten Prozess, bin also Sparringspartnerin bei allen Schritten. Und schlussendlich ist es natürlich eine Riesenfreude, wenn beide Seiten zueinander finden.
Fotos: Frau Winkelmann Businessfotografie
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