Eine Frau in der Schweißerbranche – Jana Marcic: „Es kommt immer positiv an, wenn ich weiß, wovon ich rede.“

Maxi Knust

Gemeinsam mit ihrem Mann hat Jana Marcic die Geschäftsführung ​der MWS GmbH inne, ein Betrieb, der sich auf Schweißtechnik spezialisiert hat. Um nachvollziehen zu können, welche Arbeit ihre Mitarbeiter leisten und somit auch entsprechend Wertschätzung vermitteln zu können, hat Jana sich selbst an ein Schweißgerät gesetzt. Damit zeigt​ die toughe Frau, wie wichtig insbesondere Kompetenz, aber auch Verständnis, für den persönlichen Erfolg sind. Wie zudem eine ​Zusammenarbeit mit dem eigenen Partner erfolgreich sein kann und wie 2007 alles mit einer leeren Halle und einer Portion Humor begann, das erzählt Jana im Fempreneur-Interview.

Jana, Euer Unternehmen ist im Bereich der Schweißtechnik tätig. Kannst Du uns einen genaueren Einblick in Euer Business geben?

Die MWS GmbH ist seit mehr als 10 Jahren bundesweit an verschiedenen Projekten beteiligt. Unsere Aufgabe besteht darin, die Kunden mit unseren Schweißern fachlich und kompetent zu unterstützen. Die Kunden kommen zum Beispiel aus der Lebensmittelindustrie, dem Maschinenbau, dem Fahrzeugbau oder dem Gebäudemanagement.

​Wir schweißen aber auch Sonderanfertigungen, zum Beispiel für die Technische Universität Berlin. Im Laufe der Firmengeschichte haben wir uns durch die unterschiedlichen Kunden aus sehr verschiedenen Branchen ein großes Know-how erarbeiten können, welches dem Unternehmen eine große Flexibilität ermöglicht. Dadurch wird unsere Arbeit niemals eintönig, sondern bleibt spannend.

​Kunden zu gewinnen ist ein zentrales Thema bei Unternehmen, aber vor allem auch bei angehenden Gründerinnen und Unternehmerinnen. Hast Du konkrete Tipps, wie man Kunden für sich gewinnt?

Der erste Schritt ist natürlich immer schwer, da der Kunde im Prinzip den Vertrauensvorschuss geben muss. Hilfreich ist eine sehr gute Vorbereitung. So sollte man zu einem anstehenden Projekt möglichst die richtigen Fragen stellen und damit für eine reibungslose Kommunikation sorgen.

Das Angebot sollte sich nicht zu 100 Prozent an einem Mitbewerber orientieren, da jedes Unternehmen eine eigene Firmenstruktur und eine eigene Firmenphilosophie hat. Auch die Kunden haben inzwischen gelernt, dass Qualität einen gewissen Preis hat.

Selbstverständlich spielt in der heutigen Zeit eine aussagekräftige Homepage eine große Rolle, die im besten Falle auf den ersten Google-Seiten zu finden ist. Schlussendlich muss der Auftragnehmer überzeugt sein von seinem Produkt oder von seiner Dienstleistung und dies dem Kunden auch vermitteln können.

Du hast zusammen mit Deinem Mann das Unternehmen gegründet – da ist es manchmal gar nicht so leicht, zwischen Privatem und Beruflichem zu trennen. Wie macht Ihr das und was habt Ihr gelernt, worauf man besonders achten sollte?

Das stimmt. Das ist ein besonderer Umstand und viele Menschen, die ich kenne, können sich das absolut nicht vorstellen. Wir haben uns eigentlich nie vorgenommen, Privates und Berufliches zu trennen. Das kam im Laufe der Jahre von ganz allein.

Unsere Arbeit macht uns auch nach 11 Jahren viel Spaß und wir reden bis heute gerne beim täglichen Spaziergang mit dem Hund über die Geschehnisse während des Tages im Büro. Manchmal treffen wir dabei sogar wichtige Entscheidungen.

Besonders geachtet haben wir auf die Empfindungen des Anderen. Ich respektiere, wenn mein Mann ab einer gewissen Zeit keine beruflichen Fragen mehr hören möchte, während ich kein Problem damit habe, am Abend noch die Buchhaltung zu erledigen.

​”Wir achten besonders auf die Empfindungen des Anderen.”

Ohne Respekt und Anerkennung der Leistung des Anderen funktioniert so ein gemeinsames Unternehmen kaum. Der Vorteil eines gemeinsamen Unternehmens ist jedenfalls auch nicht zu verachten. Die gute Kommunikation, die schnelle Entscheidungsfindung, die Zuverlässigkeit, ein ständiges gemeinsames Ziel und das Verständnis für lange Arbeitstage sind positive Aspekte.

Die Branche, in der Du tätig bist, ist männerdominiert. Musst Du Dich da als Frau besonders durchsetzen? Und hast Du Tipps, wie man mit Situationen umgeht, wo man eventuell nicht ernst genommen wird, weil man eine Frau ist?

In meiner Branche kommt es immer positiv an, wenn ich weiß, wovon ich rede. Das bedeutet, dass ich mich von Anfang an für das Schweißen interessiert habe. Ich kann zumindest augenscheinlich eine Schweißnaht beurteilen, ich kenne die technischen Abläufe auf einer Baustelle. Ich habe mich in unserer Werkstatt selbst an das Schweißgerät gesetzt und bei einem Projekt Bauteile montiert, um nachvollziehen zu können, welche Leistungen unsere Arbeitnehmer erbringen.

So habe ich ebenfalls gelernt, welche Fehlerquellen es gibt. Außerdem haben wir eine eigene kleine Vorfertigungshalle und wissen dadurch, was unsere Kunden von uns erwarten. Es macht mir Spaß, mich deshalb zu fast jedem Thema äußern zu können. Die Details übernimmt dann mein Mann. Eine Situation, in der ich nicht ernst genommen wurde, hatte ich bisher noch nicht. Sollte ich in so eine Situation geraten, würde ich mich nicht aus der Fassung bringen lassen und fachlich, sachlich argumentieren.

Was waren Deine größten unternehmerischen Herausforderungen und wie bist Du diesen begegnet?

Unternehmerische Herausforderungen gibt es bei uns regelmäßig. Eine Herausforderung ist es dann, wenn etwas Unvorhersehbares passiert. Wir haben im Jahre 2007 unsere Fertigungshalle angemietet ohne auch nur ein einziges Projekt, das in den Startlöchern stand. Wir haben damals in die 400 Quadratmeter Fläche genau einen Werkzeugkoffer gestellt, laut gelacht und gebetet.

​”Ein we​nig Humor und Mut muss man mitbringen.”

Ein wenig Humor und Mut muss man mitbringen. Alle Investitionen, die ein Unternehmen tätigt, sind grundsätzlich mit einem gewissen Risiko behaftet, dazu muss man bereit sein. Außerdem ist es wichtig die Balance zu finden zwischen Investitionen und Rücklagen bilden. Die Rücklagen werden unter anderem gebildet, um eine schlechte Auftragslage zu überbrücken. Das ist aus meiner Sicht extrem wichtig, um in so einer Situation einen kühlen Kopf zu behalten.

Hast Du abschließend noch einen Tipp für andere Gründerinnen und Unternehmerinnen?

Mein Tipp an alle Gründer und Gründerinnen ist: Bietet an, was ​ihr wirklich könnt. Habt Geduld. Was langsam wächst, wird auch langfristig erfolgreich. Macht euch so wenig wie möglich abhängig von Banken oder anderen Institutionen. Die ersten 10 Jahre sind die schwersten.

​”Was langsam wächst, wird auch langfristig erfolgreich.”

​Foto Credit: Christopher Burns / Unsplash

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