Beziehungscoach Linna Füzesi: “Beziehungen führen, können wir lernen.”

Maxi Knust

Linna Füzesi ist Beziehungscoach und arbeitet mit Frauen und Männern zusammen, welchen sie dabei hilft, an ihren persönlichen Themen innerhalb ihrer Beziehung zu arbeiten. ⁠Denn die meisten Menschen haben Schwierigkeiten Beziehungen zu führen, weil sie es nicht “richtig” oder “gut” gelernt haben, was dann schnell zu Streit, Drama und unnötigen Missverständnissen führen kann. ⁠Linna Füzesi unterstützt ihre Klient:innen in sich selber ihr Zuhause und ihr Selbstbewusstsein zu finden, sodass sie ihre Partnerschaften erfüllt und ausgeglichen leben können.

Interview

Linna, du bist Beziehungscoach. Unsere Generation ist bekannt geworden als die Generation “Beziehungsunfähig”. Woran liegt das, deiner Erfahrung nach, dass gerade die Gen Y und Gen Z, so Probleme haben, gesunde und nachhaltige Beziehungen zu führen? Und welche Faktoren unserer Zeit begünstigen diese Entwicklung zusätzlich?

Ich mag das Wort beziehungsunfähig nicht. Es beschreibt einen festen Zustand. Daran glaube ich nicht. Ich sehe es auch nicht in meinen Coachings. Was ich sehe, sind Frauen (und Männer), die es wollen und NOCH NICHT FÄHIG sind, es umzusetzen und zu integrieren, wie sie es sich wünschen. Es ist ein Prozess. Darin ist Bewegung und Entwicklung. 

Sie bewegen sich auf die Person zu, die sie in sich tragen. Manchmal haben sie damit mehr Schwierigkeiten, weil sie es nicht gelernt haben. Die meisten, haben keine Vorbilder, anhand derer sie sich orientieren können. Sie bewegen sich in den Mustern, die sie von zu Hause kennen und noch nicht an ihre eigenen, neuen Bedürfnisse anpassen konnten.

Die typischen Beziehungsprobleme sind oftmals Streit, Drama und Missverständnisse, die dann auch schnell zum Beziehungsende führen können. Du sagst, dass die meisten Menschen „Beziehung führen“ nicht richtig gelernt haben. Was gehört zu einer gesunden Beziehung dazu und wie können wir „Beziehung lernen“ nachholen?

Beziehungen führen können wir lernen, indem wir verstehen, wie Beziehungen funktionieren. Damit meine ich, dass wir verstehen, dass jeder einzelne Mensch ein System ist und sobald er sich mit einem anderen Menschen trifft, beide zusammen ein größeres System ergeben. Welche Gedanken, Gefühle und Handlungen hat das System gelernt? Welche Erfahrungen bringt es jeweils mit?

Und dann zu sehen, dass Verschiedenheit weder gut noch schlecht ist, sondern es zusammenpasst oder eben nicht. Sind es Verschiedenheiten, die wir überbrücken können oder sind sie nicht kompatibel miteinander? Es ist wichtig, mit dir und deinem Gegenüber ehrlich zu sein, damit ihr wisst, worauf ihr euch beieinander einlasst.

In Zeiten von Online-Dating sind einerseits die Optionen viel größer und damit auch die Versuchung den/die Nächsten weiterzudaten, und andererseits der Wille nach einem Commitment einer Person zu geben, viel geringer. Wie lernen Singles den passenden potenziellen Partner kennen und wie daten wir besser für eine committete Beziehung?

Das sehe ich auch so, die Optionen sind viel größer, wir sind vernetzter denn je und gleichzeitig leben wir wesentlich schnelllebiger als dass man etwas nachhaltig aufbauen könnte. Was ich beobachtet habe, ist, dass das Commitment da ist, viele lediglich Angst haben, zu verletzen und verletzt zu werden.

In meinen Coachings kann ich beobachten, dass viele sich im Angst- und Problemrahmen bewegen, anstatt in den Lösungs- & Ressource-Rahmen zu wechseln. Somit, denke ich, würden Singles passender daten und Commitment aufbauen, wenn sie mit sich & dem anderen ehrlich sind, Verständnis einbringen, Grenzen setzen und beide für sich die Frage beantworten “WOFÜR machen wir das jetzt?”

Von einer Beziehung in die nächste, bloß nicht allein sein, der Trauer stellen und die eigenen Muster reflektieren – das ist ein häufiges Muster. Wie können wir nach dem Ende einer Beziehung diese gesund verarbeiten und wieder in einer neue finden, ohne in toxischen Rebound-Situationen zu landen bzw. andere zu verletzen?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es hilft, eine Balance zu finden zwischen Me-Time, wo ich es für mich aufarbeite und neue Perspektiven durch anderen Menschen zu erhalten. Menschen, die das bereits erlebt und für sich gelöst haben, sind eine unheimliche Stütze in so einer Phase. Ich habe mir Hilfe geholt, als mein Mann plötzlich verstorben ist, von jemandem, der das erlebt und aufgearbeitet hat.

Sie unterstützt mich seit Monaten und zeigt mir Muster, die ich alleine übersehen würde. Genau das gilt auch bei einer Trennung, die auch ein Abschied ist. Es ist wichtig, eine passende Begleitung zu haben, die dich darin unterstützt, DEINE Verantwortung zu sehen und die des anderen loszulassen.

Oftmals scheinen auch gerade erfolgreiche selbstständige Frauen große Herausforderungen zu haben eine/n passende/n PartnerIn zu finden. Was sind die Gründe dafür und wie finden auch die Powerfrauen ihren passenden Deckel?

Hier geht es oft in die Gegenrichtung, von bereits gesagtem. Es gibt Menschen, die so sehr auf sich selbst konzentriert sind, dass sie keinen anderen um sich herum sehen. Manche Frauen sind es gewohnt, alles allein zu machen, dass sie niemand begleiten kann, weil “niemand da ist”. Die Strukturen eines Kennenlernens und einer Beziehung ändern sich für eine Powerfrau nicht.

Die Powerfrauen dürfen wieder mehr von der Connection zu sich in die Connection zum anderen kommen. Auch hier liegt mein Augenmerk auf Balance. Eine Beziehung ist kein Rennen in einem F-1 Wagen, sondern ein Auto mit mindestens zwei Sitzen drinnen. Das dürfen manche dieser Frauen neu oder wieder integrieren.

Wie unterstützt du deine Klientinnen genau in deinen Beziehungscoachings? Coacht du auch Paare oder immer nur Individuen? Und wie supportest du konkret die Single Ladies, um ihr partnerschaftliches Glück zu finden?

In meinen Coachings gibt es die Möglichkeit in Live Programmen dabei zu sein, Masterclasses zu besuchen und in verschiedene Versionen des 1:1 mit mir zusammenzuarbeiten. In allen Formaten geht es darum, bei dir als Frau anzukommen, zu dir zu stehen, die passende Balance zu finden und so funktionierende Beziehungen zu führen.

Wenn du mit dir fein bist, er mit sich, ihr miteinander, lassen sich viel mehr Themen ad acta legen oder kommen gar nicht erst auf. Ob Single oder in einer Beziehung, die Themen sind meistens ähnlich, weil sie bei dir selbst anfangen und wenig mit deinem Beziehungsstatus per se zu tun haben. Es kommt darauf an, wer du bist, was du gerade brauchst und wohin du willst.

Website: www.linnafuzesi.com

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