Rosalie Schmid war zunächst im Marketing einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig. Doch sie merkte schnell, dass sie etwas bewirken wollte – insbesondere bei den Themen Nachhaltigkeit und Müllreduktion. Denn das war ihr schon immer ein wichtiges Thema, mit dem sie sich zunächst nur in ihrer Freizeit beschäftigte. Im März 2020, im ersten Lockdown, gründete sie dann gemeinsam mit Mitgründer Max ihr eigenes Business – den Less Waste Club. Angeboten werden hier Körperpflegeprodukte in Pulverform. Denn Nachhaltigkeit müsse nicht immer ‘öko’ sein, so Rosalie. Im FEMPRENEUR Interview erzählt die junge Gründerin von ihrer innovativen Idee und wie wir alle im Alltag noch etwas mehr Plastik sparen können.
Interview mit Gründerin Rosalie Schmid
Rosalie, du hattest einen Job in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, wovon sicher viele träumen, ein anerkannter Job mit sicherem Gehalt. Du hast dies alles eingetauscht, um einen „Impact“ zu machen. Wie würdest du deine Motivation beschreiben, die dich dazu gebracht hat? Was oder wer hat dir den nötigen Schubs gegeben aus deiner Komfortzone herauszugehen?
Ich wollte durch mein tägliches Tun einen spürbaren und sichtbaren Mehrwert für unsere Umwelt und meine Mitmenschen schaffen. Einfach selber die Dinge in die Hand nehmen und etwas gegen das immer stärker werdende Plastikproblem unternehmen.
Ich wollte durch mein tägliches Tun einen spürbaren und sichtbaren Mehrwert für unsere Umwelt und meine Mitmenschen schaffen.
Den nötigen Schubs hat dann tatsächlich Corona gebracht. Ich habe bereits im ersten Lockdown erkannt, dass ich die Krise als Chancen sehen kann um endlich die eigenen Ideen in die Realität umzusetzen und einen „Neustart“ zu wagen.
Gemeinsam mit meinem Co-Gründer Max habe ich damals beschlossen: „entweder ganz oder gar nicht“ – das war dann auch tatsächlich der finale Moment, um aus meiner Komfortzone heraus zu gehen.
Erzähl uns mehr über deine Idee vom Less Waste Club! Wie bist du auf die Idee gekommen Körperpflegeprodukte in Pulverform herzustellen und anzubieten?
Im Herbst 2019 habe ich einen Zero Waste Monat gemacht und festgestellt, dass es für viele Produkte des täglichen Gebrauchs noch nicht die die optimale Lösung gibt. Die meisten Produkte, wie z.B. feste Seifen stellen für mich immer einen Verzicht auf einen bereits gewohnten Komfort da.
Als wir uns die Inhaltsstoffe herkömmlicher Duschgels, Shampoos und Seifen angeschaut hatten, haben wir festgestellt, dass diese fast nur aus Wasser bestehen und viele andere Inhaltsstoffe völlig unnötig und sogar schädlich sind.
Eine Lösung, die eine gewohnte Handhabung ermöglicht und gleichzeitig der Umwelt nicht schadet. Relativ schnell sind wir dann auf die Idee gekommen, die Produkte in Pulverform herzustellen.
Gemeinsam haben wir dann überlegt, wie denn eine wirklich gute Alternative mit gewohntem Komfort aussehen könnte. Eine Lösung, die eine gewohnte Handhabung ermöglicht und gleichzeitig der Umwelt nicht schadet. Relativ schnell sind wir dann auf die Idee gekommen, die Produkte in Pulverform herzustellen.
Was ist das Besondere an euren Körperpflegeprodukten? In den letzten Jahren beschäftigen sich ja immer mehr Verbraucher auch mit den Inhaltsstoffen der Produkte, die sie sich auf die Haut schmieren. Auch hier habt ihr auf alles geachtet. Worauf verzichtet ihr in euren Produkten und welche guten Inhaltsstoffe kann man bei euch erwarten?
Aus unserer Sicht gibt es drei Punkte die unsere Produkte besonders machen. Erstens, die Verpackung. Wir setzen auf eine Papierverpackung und können dadurch die überflüssige Einwegplastikverpackung ersetzen.
Zweitens, wir verzichten auf Wasser. Dieser Inhaltsstoff wird ohnehin zur Körperpflege benötigt. Es macht also keinen Sinn diesen durch die Republik zu transportieren. Dadurch sparen wir bis zu 87% an CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Körperpflegeprodukten ein.
Wir verzichten komplett auf Mineralöl basierte Stoffe, kein Paraben, keine Silikone, kein Mikroplastik, kein Schnick Schnack.
Und Last but not the least: Die Inhaltsstoffe. Bei unserem Duschgel und Seifen Pulver setzten wir auf natürliche und fair produzierte Inhaltsstoffe. Wir verzichten komplett auf Mineralöl basierte Stoffe, kein Paraben, keine Silikone, kein Mikroplastik, kein Schnick Schnack.
Nachhaltigkeit und Zero Waste sind zum Glück seit einigen Jahren richtig cool geworden. Was ist eure Vision mit eurem Business?
Die Vision mit dem Less Waste Club ist es Produkte des täglichen Lebens in puncto Nachhaltigkeit zu verbessern und das allgemeine Verständnis zum Thema Rohstoffe bzw. Müll neu zu definieren. Wir glauben dabei an das Prinzip der „Circular Economy“ – Rohstoffe sind zu schade, um nach einmaligem Gebrauch im Müll zu landen!
Wir glauben dabei an das Prinzip der „Circular Economy“ – Rohstoffe sind zu schade, um nach einmaligem Gebrauch im Müll zu landen!
Gleichzeitig möchten wir mit unserem Less Waste Club das Thema Nachhaltigkeit von seinem oft sehr angestaubten Image befreien. „Öko“ kann cool und muss auch cool sein. Durch die Kombination von Design und kompromissloser User Experience wollen wir unseren Teil zu einer sauberen und nachhaltigen Zukunft beitragen. Unser Duschgel Pulver ist dabei nur der Anfang.
Viele von uns wollen der drohenden Klima- und Müllkatastrophe entgegenwirken. Hoffentlich hat jeder mindestens schon seinen Jutebeutel seit Jahren dabei, um Plastik zu reduzieren. Aber hast du einen Tipp für uns, wie wir alle noch einen Schritt weitergehen können – ohne uns zu überfordern?
Erst einmal kann jeder im eigenen Badezimmer auf nachhaltige Alternativen umstellen. Ganz easy funktioniert das mit unseren Produkten oder mit festen Seifen. So spart man pro Person im Jahr bis zu 11 Duschgel- und 5 Handseifen-Einwegplastikflaschen ein.
Gerade bei Kosmetik- und Körperpflegeprodukten spielt das Sprichwort Less is More eine wichtige Rolle – lieber ein paar wenige, qualitativ hochwertige Produkte, statt möglichst viel von allem.
Gerade bei Kosmetik- und Körperpflegeprodukten spielt das Sprichwort Less is More eine wichtige Rolle – lieber ein paar wenige, qualitativ hochwertige Produkte, statt möglichst viel von allem. Sind wir doch mal ehrlich, die meisten Produkte die in unserem Badezimmer stehen benötigen wir ohnehin nicht.
Eine gute Möglichkeit um auch Unterwegs Plastikmüll einzusparen sind wiederverwendbare Kaffeebecher oder Thermosflaschen, hier gibt es mittlerweile richtig schicke Alternativen. Ein Einkauf am Wochenmarkt ist gerade im Lebensmittelbereich der beste Tipp, um beim Einkaufen unnötige Plastikverpackungen einzusparen.
1 Jahr Selbstständigkeit haben du und dein Co-Founder bereits gemeistert. Glückwunsch! Was war eure größte Herausforderung in dieser Zeit und was würdest du jemanden sagen wollen, die gerade noch mit der Entscheidung ringt, ob sie sich wirklich selbstständig machen will?
Da wir nur zu zweit sind, war und ist unsere größte Herausforderung bisher jeden Bereich abzudecken und in jedem Bereich das Beste zu geben. Ich bin z.B. kein Vertriebler und für mich war es schon eine sehr große Herausforderung plötzlich verschiedenste Rollen gleichzeitig einzunehmen und in jeder Rolle zu performen, obwohl man damit zuvor noch nie direkte Berührungspunkte hatte. Man wird also regelmäßig ins kalte Wasser geworfen.
Tipp für Gründerinnen, sich zu fragen: Bin ich von meiner Idee so überzeugt, dass ich bereit bin, die ersten Jahre des Unternehmens komplett dem Thema Gründung zuzuschreiben?!
Jedem der überlegt, ob er den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, würde ich den Tipp geben sich selbst die Frage zu stellen: Bin ich von meiner Idee so überzeugt, dass ich bereit bin, die ersten Jahre des Unternehmens komplett dem Thema Gründung zuzuschreiben?! Wenn ja, dann einfach anfangen! Es gibt kein richtig und kein falsch! Einfach probieren.
Website: www.lesswasteclub.de
Instagram: @less_waste_club
Fotos von Less Waste Club
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